Eine Parkfläche nur für E-Scooter am Bahnhof in Recklinghausen. Foto: Bröker, wsp
16.07.2024

Nützlich und nervig

Vor rund fünf Jahren wurden die ersten E-Scooter auf deutschen Straßen zugelassen. Die Begeisterung war groß. Aber schwere Unfälle und wild geparkte Roller haben auf die Euphoriebremse getreten.

Herne war die erste Stadt in Deutschland, in der die elektrisierten Tretroller erlaubt waren. Bereits Anfang Juni 2019 fiel dort der Startschuss. Die Vorschusslorbeeren für das neue Verkehrsmittel waren groß: E-Scooter sollten den Bürgerinnen und Bürgern eine klimafreundliche Alternative für die sogenannte erste und letzte Meile bieten. Die Fahrten zu den Haltestellen des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) sollten so ohne Lärm und Abgase und bequem zurückgelegt werden können, hieß es damals.

In zahlreichen Städten stieg die Zahl der E-Scooter und Anbieter für den Verleih des neuen Verkehrsmittels zunächst schnell an. Doch die Begeisterung hielt nicht lange. Auf Gehwegen herumliegende Roller, zugeparkte Eingänge oder auch betrunkene Fahrer, die Fußgänger gefährdeten, sorgten für Frust. Die Städte reagierten: In Herne haben die Stadt und die örtlichen Anbieter sich auf bestimmte Parkverbotszonen geeinigt. In diesen Zonen ist das Abstellen eines E-Scooters verboten. Eine besondere Technik verhinderte zudem, dass ein Leihvorgang in bestimmten Bereichen der Stadt beendet werden kann.

Eigens ausgewiesene Parkflächen

In manchen Kommunen, darunter auch im benachbarten Recklinghausen, gibt es an besonderen Stellen eigens ausgewiesene Parkflächen, zum Beispiel am Bahnhof. Auch in Paderborn gibt es solche Flächen. Dort sind rund 800 Roller von zwei Anbietern im Stadtgebiet unterwegs. In den kommenden Wochen sollen in der ostwestfälischen Stadt 25 Auf- und Abstellflächen im Bereich des Inneren Rings entstehen. Zukünftig sollen die E-Scooter dann nur noch in diesen Flächen abgestellt werden dürfen, heißt es aus Paderborn.

Auf Gehwegen abgestellte E-Scooter sorgen in zahlreichen Städten für Ärger. Foto: Bröker, wsp

Auf Gehwegen abgestellte E-Scooter sorgen in zahlreichen Städten für Ärger. Foto: Bröker, wsp

In Gelsenkirchen gibt es derzeit keine Verleih-Anbieter. Hintergrund ist die Forderung der Stadt, dass Menschen, die sich einen E-Roller leihen, vor der Fahrt ihre Identität bestätigen sollen. Weil die Anbieter der Forderung nicht nachkamen, mussten sie ihre E-Scooter im April aus der Stadt abziehen. Man stehe aber weiterhin in Gesprächen, so Martin Schulmann, Pressesprecher der Stadt. Gelsenkirchen hatte die Identifizierung der Nutzer verlangt, weil es zu mehreren schweren Unfällen gekommen war. So stürzte ein E-Bike-Fahrer über einen im Weg liegenden E-Scooter und verletzte sich tödlich.

In Herne und weiteren Städten ist der Identitätsnachweis der Fahrer bisher kein Thema. Man habe überwiegend positive Erfahrungen mit den E-Scootern, heißt es. Die Nutzungszahlen lägen pro Monat im Durchschnitt im drei- bis vierstelligen Bereich. So könnten E-Scooter und auch andere Elektrokleinstfahrzeuge einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Mobilität in der Zukunft liefern.

jüb, wsp

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