Die Universität Münster ist unter anderem im Schloss untergebracht. Johann Conrad Schlaun erbaute es von 1767 bis 1787 als Residenzschloss für Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels. Foto: pixabay
05.04.2023

Nur noch „Universität Münster“

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster wird zukünftig nur noch Universität Münster heißen. Der Senat der Hochschule sprach sich für die Namensänderung aus. Auch das „Westfälisch“ wird gestrichen.

In der Abstimmung votierten 20 Senatsmitglieder für die Streichung des Namensgebers, es gab eine Gegenstimme aus dem studentischen Lager. „Die Entscheidung wird von allen Statusgruppen und allen Fachbereichen der Universität getragen. Sie ist so klar und einvernehmlich, weil wir über einen langen Zeitraum gemeinsam Fakten und Argumente gesammelt und ausgewertet haben“, betont der Senatsvorsitzende Prof. Dr. Hinnerk Wißmann. Der entsprechende Beschluss werde allerdings erst nach der Genehmigung durch das nordrhein-westfälische Ministerium für Kultur und Wissenschaft wirksam. Die Namensänderung trete voraussichtlich am 1. Oktober in Kraft, teilt die Hochschule mit.

Damit ist ein jahrelanges Ringen um die Streichung des umstrittenen Namensgebers beendet. Eine Arbeitsgruppe um den Historiker Olaf Blaschke hatte bereits 2020 festgestellt, „dass Wilhelm II. überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch war“. Wißmann verteidigte die Entscheidung mit dem Namensgeber Wilhelm II. auch das „Westfälisch“ aus dem Namen der Hochschule zu streichen. Man habe sich mit der Diskussion um den Zusatz „Westfälisch“ intensiv beschäftigt. Schließlich sei die Marke „Westfalen“ mittelbar mitbetroffen. Dennoch sie man zu dem Schluss gekommen, dass die schlichte Bezeichnung Universität Münster am besten für das Profil der Hochschule stehe: „Sie ist eine Referenz an unsere erstmalige Gründung. Der Lehrbetrieb wurde 1773, also lange vor Wilhelm II. und der zeitweiligen Funktion als ‚westfälischer Landesuniversität‘, aufgenommen. Zugleich positionieren wir uns als Hochschule, die gleichermaßen für die Region steht als auch in Deutschland, Europa und darüber hinaus wirkt“, so Wißmann.

„Belanglos und unpersönlich“

Der Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, Dr. Georg Lunemann, der den Senat vor einigen Wochen gemeinsam mit anderen Unterzeichnern westfälischer Initiativen in einem Brief dazu aufgefordert hatte, das „Westfälisch“ im Namen beizubehalten, zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung. „Gut ist, dass sich die Universität mit ihrem kritischen Namensgeber auseinandergesetzt hat. Dass dabei aber auch die Verortung in Westfalen wegfallen soll, wo doch das Westfälische einen positiven Klang hat, ist schade – schade um die vertane Chance. Für mich klingt der neue Name etwas belanglos und unpersönlich, wie ein Nachname ohne Vorname. Andere Universitäten sind da selbstbewusster“, sagt Lunemann.


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Auch Manfred Müller, Vorsitzender der Bürger-Interessenvertretung Westfalen e.V., kritisierte den Beschluss des Senates:  „Leider hat die Universität Münster freiwillig ein bewährtes Markenzeichen abgegeben. Der Namensbestandteil ,Westfälische‘ wäre für eine Identitätsstärkung wichtig gewesen und hätte die Identifikation mit der anerkannten Bildungseinrichtung gefördert.“ Gleichwohl habe die Diskussion über den möglichen Namen „Westfälische Universität Münster“ gezeigt, dass sehr viele Bürgerinnen und Bürger weit über das Münsterland hinaus eine emotionale Bindung zur renommierten Hochschule in Münster und zu Westfalen insgesamt haben.

Umsetzung wird vorbereitet

Der Rektor der Hochschule Prof. Dr. Johannes Wessels erklärte, dass nun die Umsetzung der Umbenennung vorbereitet werde. Dazu gehört etwa die Anpassungen des Logos und des Dienstsiegels sowie weiterer offizieller Dokumente. Diese soll zügig realisiert werden und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen. So sollen etwa Gegenstände, die mit der alten Marke versehen sind, zunächst aufgebraucht werden, ehe sie mit dem neuen Namen bestellt werden. Das betreffe zum Beispiel Regenschirme oder auch die Rucksäcke für die Erstsemester.

jüb/wsp

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