Der Domplatz-Park in Münster verwandelt sich zum “Schauraum” in eine Lounge. Foto: Münster Marketing / Hendrik Averkamp
29.08.2024

„Orte des Miteinanders“

In vielen westfälischen Städten werden im Spätsommer Feste gefeiert – mit verstärkter Polizeipräsenz.

800 Jahre alt wird die Stadt Siegen in diesem Jahr. Ein Höhepunkt des Jubiläumsjahres soll das Stadtfest vom 30. August bis 1. September sein. Auf fünf Bühnen gibt es Livemusik und Partys, ein Konzert mit Gregor Meyle und eine Geburtstagsshow sowie jede Menge Programm für Familien und Jugendliche. Die südwestfälische Stadt wird zu einem großen Festival.

Planung unter neuen Vorzeichen

Seit dem Anschlag auf dem Solinger Stadtfest vor einer Woche mit drei Toten stehen die Planungen in Siegen jedoch unter anderen Vorzeichen. Bürgermeister Steffen Mues bekräftigte gleich am Montag, dass das Fest stattfinden werde. „Wir tun alles, damit es ein sicheres und schönes Stadtfest für unsere Bürgerinnen und Bürger wird“, heißt es in der Mitteilung. Man strebe „das höchste Sicherheitsniveau an, das möglich ist“. Ohnehin gilt bei Stadtfesten oder auch anderen großen Veranstaltungen ein Verbot, Waffen zu tragen. Dieses Gesetz will die Stadt Siegen als Veranstalter und Hausherr des Festes noch strenger anwenden. Damit wird das Tragen jeglicher Messer – und nicht nur solcher mit einer bestimmten Klingenlänge – verboten sein. Zudem will die Polizei mit mehr Kräften vor Ort sein. Es gebe mit Blick auf das Siegener Stadtfest keine konkrete Gefährdungslage, dennoch werden tagsüber wie auch nachts mehr Beamtinnen und Beamte auf den Straßen unterwegs sein, um das Sicherheitsgefühl der Besucherinnen und Besucher zu stärken und auch abschreckend auf potenzielle Täter zu wirken, kündigt die Polizei Siegen an. Die Stadt ist entschlossen, das Jubiläum trotz der tragischen Ereignisse in Solingen zu feiern. Das Stadtfest nicht abzusagen, sei auch „ein Zeichen für Demokratie und Freiheit“, so Bürgermeister Mues.

Das belgische Theater Tol war 2017 zu Gast beim "Welttheater der Straße" in Schwerte. Foto: Bernd Schmuck

Das belgische Theater Tol war 2017 zu Gast beim „Welttheater der Straße“ in Schwerte. Foto: Bernd Schmuck

Neben Siegen laden zahlreiche weitere Städte in Westfalen zu Veranstaltungen: Münster feiert den Schauraum, das Fest der Museen und Galerien (29. – 31. August), Schwerte lädt zum Kleinkunstfestival Welttheater der Straße (30. August – 1. September) und Paderborn öffnet bei der Museumsnacht (31. August, 18 – 24 Uhr) seine Ausstellungshäuser bis in die späten Abendstunden, begleitet von Musik, Führungen und Workshops. Vom 6. bis 8. September verwandelt das Kulturfest h4 die Innenstadt von Hamm in eine große Freiluftbühne; zahlreiche lokale Künstlerinnen und Künstler treten auf, darunter als Headliner die Band Kapelle Petra. 

Mehr Polizei auf der Straße

Für Münster kündigt die Polizei eine verstärkte Präsenz beim Schauraum an. Dies habe NRW-Innenminister Herbert Reul in Reaktion auf das Attentat in Solingen für alle größeren öffentlichen Veranstaltungen verfügt, sagt eine Sprecherin der Polizei Münster. Zudem würden die Polizeikräfte noch einmal in Sachen Messergewalt sensibilisiert. Außerdem will die Stadt Münster mit dem Kommunalen Ordnungsdienst in verstärkter Besetzung auf den Strafen und Plätzen präsent sein. 

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe, der auch Präsident des Deutschen Städtetags ist, sprach in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa über die Terrorgefahr in den Städten. Er machte deutlich, dass er einen kompletten Schutz für unmöglich halte. „Wir können und wollen die Innenstädte nicht zu Festungen umbauen. Wir wollen, dass unsere Plätze für die Menschen zugänglich bleiben“, so Lewe. Städte seien Orte des Miteinanders und der Begegnung. „Öffentliche Plätze sind die Herzen unserer Städte, hier kommen Menschen zusammen und miteinander ins Gespräch. Dieses Miteinander ist stärker als der Hass“, sagte der Oberbürgermeister. 

aki, wsp

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