Nur noch ein Viertel der Bäume in NRW weist keine Schäden an Blättern oder Nadeln auf. Foto: Jürgen Bröker, wsp
23.11.2023

Patient Wald

Dem Wald in Nordrhein-Westfalen geht es schlechter als im Vorjahr. Das machte Forstministerin Silke Gorißen bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts deutlich.

Insgesamt hat sich der Zustand aller wichtigen Baumarten, also Eiche, Buche, Kiefer und Fichte, verschlechtert. In den vergangenen fünf Jahren haben Wetterextreme wie Stürme und Trockenheit sowie ein starker Befall durch den Borkenkäfer massive Schäden in Wäldern NRWs angerichtet. Vor allem in Fichtenwäldern hatte der Borkenkäfer für regelrechte Kahlschläge gesorgt.

Das massenhafte Fichtensterben seit 2018 hat daher weitreichende Folgen. In niederen Lagen des Münsterlands, Ostwestfalen-Lippes oder des Ruhrgebiet seien seit 2018 viele Fichten abgestorben und oft nur noch vereinzelte Fichtenaltbestände vorhanden, heißt es im Bericht. Der frische Käferbefall nahm in NRW im Laufe des Sommers sehr deutlich ab, bleibt im Sauerland aber weiterhin problematisch.

„Wälder sind stark vom Klimawandel betroffen“

Lediglich ein Viertel der Bäume weist keine Verluste von Nadeln oder Blättern auf und gilt somit als gesund. Im Vorjahr waren noch 28 Prozent der Bäume ohne Schaden. 36 Prozent (34 Prozent in 2022) der Bäume weisen in diesem Jahr mittlere und 39 Prozent (38 Prozent in 2022) sogar starke Verluste von Nadeln und Blättern auf, heißt es in einer Mitteilung des Landesforstministeriums.

Der Borkenkäfer hat in den vergangenen Jahren viele Bäume in der Region geschädigt. Foto: Jürgen Bröker, wsp

Der Borkenkäfer hat in den vergangenen Jahren viele Bäume in der Region geschädigt. Foto: Jürgen Bröker, wsp

„Nur ein Viertel der untersuchten Bäume hat dichte und gesunde Baumkronen. Die Dürreperioden der letzten Jahre zeigen deutlich, dass unsere Wälder stark vom Klimawandel betroffen sind. Auch der regenreiche Sommer in diesem Jahr schlägt sich nicht im Ergebnis des Waldzustandsberichtes nieder“, sagte Gorißen. Erfreulich sei jedoch, dass zumindest die Massenvermehrung der Fichtenborkenkäfer abnehme.

Negativer Trend seit 1984

Insgesamt setzt sich der negative Trend der sogenannten Vitalitätsverschlechterung seit dem Beginn der Waldzustandserhebung im Jahr 1984 fort. Über 140.000 Hektar Wald in Nordrhein-Westfalen sind geschädigt, im Vorjahr waren es noch 135.000 Hektar – die am stärksten betroffenen Bäume sind die Fichten. „Das zeigt die große Notwendigkeit einer Wiederbewaldung mit Mischwäldern, die im Klimawandel bestehen können“, so Gorißen.

Der Wald im Klimastress

Unser Dossier zur Auswirkung der Klimakrise auf unsere Wälder.

Positiv entwickelte sich der Wasserhaushalt des Waldes. Nachdem die Bäume in den vergangenen Jahren wegen anhaltender Trockenheit unter Wasserstress standen, gab es in diesem Juli (plus 40 Prozent) und August (plus 82 Prozent) Niederschlagsüberschüsse. „Trotz dieser nahezu optimalen Bedingungen für die Waldbäume wirken die außergewöhnliche Dürre und Hitze der Vorjahre weiter negativ auf den Vitalitätszustand der Bäume“, so der Waldzustandsbericht.

Das Jahr 2022 sei ausgesprochen trocken und zugleich das wärmste und sonnenscheinreichste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn gewesen. Dies habe in den Waldböden zu den stärksten Austrocknungen seit Messbeginn geführt. „Schäden am Wurzelsystem oder in der Kronenstruktur können nicht innerhalb eines Erholungsjahres ausgeglichen werden. Somit muss mit weiteren Vitalitätsverlusten und Baummortalität gerechnet werden“, heißt es im Bericht weiter.

jüb, wsp

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