Laura Nolte gilt als eine der Favoritinnen auf einen Titel bei der Bob-WM in Winterberg. Foto: imago/Gepa pictures/Daniel Schönherr
19.02.2024

Perfektion im Eiskanal

Nach einer starken Saison und ihrem Doppelsieg zuletzt beim Weltcup in Altenberg startet Laura Nolte als Favoritin bei der Bob-Weltmeisterschaft in Winterberg, die am Wochenende beginnt. 

Ihre erste Fahrt auf der Bobbahn in Winterberg hat Laura Nolte noch sehr gut in Erinnerung. 2015 war das. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie in den Schlitten stieg, erinnert sie sich: „Ich war super aufgeregt und fand das alles total schnell, obwohl man ja nicht von ganz oben, sondern von Kurve 9 aus startet.“ Damals war sie noch Schülerin und hatte bis dahin ihr Sportlerleben auf der Tartanbahn verbracht. Sie war Leichtathletin in Dortmund, kam in der Sportart aber nicht mehr so recht weiter. Schon vor ihr hatten einige Athletinnen und Athleten aus dem Ruhrgebiet ihr Glück als Anschieberin oder Anschieber im Bobsport versucht. Auch Laura Nolte wollte das ausprobieren. Also fuhr sie nach Winterberg zu ihrem ersten Bobabenteuer.

Heute ist die 25-Jährige eine der erfolgreichsten Bobpilotinnen überhaupt. Startet im Mono- und Zweierbob und ist Weltmeisterin und Europameisterin. Bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking raste sie gemeinsam mit Anschieberin Deborah Levi im Zweierbob im Eiskanal von Yanqing zu ihrem bisher größten Erfolg: Gold. Nun steht der nächste Höhepunkt ihrer Karriere an: die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaften in Winterberg (19.02. bis 03.03.2024) – auf ihrer Heimbahn. Hier hat sie das Bobfahren gelernt, in keinem anderen Eiskanal ist sie so oft ins Tal gefahren wie hier am Kappenberg. „Das ist definitiv das Highlight, auf das ich seit den Olympischen Spielen hinarbeite. Es ist etwas Einmaliges, eine Weltmeisterschaft zu Hause zu erleben. Da freue ich mich riesig drauf“, sagt Nolte.

Bis zu 135 km/h schnell

Mehr als 500 mal hat sie dort am Start schon ihre Spikes ins Eis gerammt, ist 30 Meter gesprintet, um den Bob in Fahrt zu bringen, dann in den Schlitten gesprungen und hat die Lenkseile ergriffen. „Winterberg ist nicht nur die Bahn, auf der ich das Fahren gelernt habe, ich verbinde mit Winterberg auch super viele Emotionen. Ich kenne dort auch alle Leute, das ist wie ein zweites Zuhause für mich“, sprudelt es im Gespräch nur so aus ihr heraus.

Bis zu 135 Stundenkilometer erreicht der Zweierbob der Frauen in der Eisrinne von Winterberg. Bei diesem Tempo die richtigen Punkte zum Lenken zu treffen, ist nicht einfach. „Das mag ich an meinem Sport besonders, die Mischung aus Adrenalin und Konzentration. Am Start ist man sehr aufgeregt und voller Adrenalin. Da muss man 100 Prozent geben. Sobald ich im Bob sitze, muss ich mich konzentrieren und versuchen, die perfekte Linie zu finden“, erklärt die Pilotin.


Hund Milik mit dem Autor und Humoristen Erwin Grosche aus PaderbornDieser Artikel erschien zuerst in Heft 01/2024. Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Gerne senden wir Ihnen im Rahmen unseres Schnupperabos zwei kostenlose Ausgaben unseres Magazins zu. Hier geht´s zum Schnupperabo


 

Will man in diesem Sport ganz vorne landen, ist Perfektion enorm wichtig. Schließlich entscheiden  meist nur wenige Hundertstel-Sekunden über Sieg oder Niederlage. „Die Suche nach der perfekten Linie macht mir großen Spaß. Man kann sich immer stetig weiterentwickeln. Wenn man eine neue Bahn lernt, ist das wie ein Puzzle, das man versucht zu lösen. Nach und nach ergeben sich immer mehr Teile und irgendwann ist es ein ganzes Bild“, so Nolte, die neben ihrem Sport Wirtschaftspsychologie an der Ruhr-Universität Bochum studiert.

„Die Erde dreht sich weiter“

Das Puzzle in Winterberg hat sie längst zusammengesetzt. Dort wird großer Druck auf ihr lasten. Sie nimmt das aber ganz entspannt: „Drucksituationen sind nicht neu für mich. Aber natürlich bin ich mir bewusst, dass die Erwartungen hoch sind, dass ich zu den Mitfavoritinnen zähle.“ Nolte lebt und trainiert aktuell in Frankfurt. Sie ist aber in Unna geboren und hat lange in Dortmund trainiert. Eine näher gelegene Bobbahn an ihrer Ruhrgebiets-Heimat gibt es nicht. „Für Familie und Freunde ist es eine optimale Möglichkeit, zum Zuschauen zu kommen. Es wird bestimmt eine super Stimmung.“

Natürlich setzt sie alles daran, in Winterberg mindestens einen Titel zu holen – entweder im Mono- oder im Zweierbob. Aber wenn es nicht klappt, geht für Laura Nolte die Welt auch nicht unter: „Ich habe ja auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder erlebt, dass man scheitern kann, und dass dann trotzdem nichts passiert. Nur weil man einen schlechten Wettkampf hat, dreht sich die Erde ja weiter und man bekommt beim nächsten Mal eine neue Chance anzugreifen.“ Wenn nicht in Winterberg, dann auf einer anderen Bobbahn dieser Welt.

Jürgen Bröker

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