Pflegeforschung vor dem Aus
Das Land NRW will seine Förderung für das Bielefelder Institut für Pflegewissenschaft (IPW) streichen.
Seit 29 Jahren wird im Institut an der Universität Bielefeld geforscht, wie die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen verbessert werden kann. Diese Arbeit könnte – trotz einer steigenden Anzahl von Patientinnen und Patienten und einem Mangel an Pflegekräften – bald enden. Denn das Land NRW will seine Förderung in Höhe von 450.000 Euro jährlich zum Jahresende auslaufen lassen. Finanziell unterstützt werden sollen in Zukunft lediglich gezielt Forschungsprojekte in der Pflegewissenschaft, möglichst in Kooperationen und Netzwerken mit weiteren Akteuren. Die Finanzierung des Betriebs von wissenschaftlichen Einrichtungen, also die sogenannte institutionelle Förderung, sei nicht vorgesehen, heißt es vom NRW-Gesundheitsministerium. Die Universität Bielefeld stellt angesichts dieser Entscheidung klar: „Ohne externe Mittel muss das Institut in seiner aktuellen Form geschlossen werden.“
Netzwerk mit Pflegediensten und Heimen
In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Bielefeld unter anderem Konzepte entwickelt, wie verhaltensauffällige Patientinnen und Patienten mit Demenzerkrankungen besser versorgt werden können. Aber auch die Frage, wie die Belastung von Pflegekräften verringert werden kann, beschäftigt die Forscherinnen und Forscher. Das Institut habe mit 3,6 wissenschaftlichen Stellen sowie Geschäftsführung und Verwaltungsmitarbeitern „erfolgreich vielfältige und gesellschaftlich wichtige Themen bearbeitet“, so die Universität. Vor allem in der angewandten Forschung sei es in einem Netzwerk mit ambulanten Pflegediensten, Heimen, Kommunen und Verbänden stark aufgestellt; viele der Ergebnisse seien politisch aufgegriffen und in Gesetzen umgesetzt worden, heißt es weiter.
An der Universität Bielefeld gibt es neben dem IPW auch die Fakultät für Gesundheitswissenschaften; zwei Professoren haben dort Forschungsschwerpunkte in der Pflegewissenschaft und in der Versorgungsforschung. Sollte das Institut nicht doch noch durch eine alternative Förderung gerettet werden, würden sie versuchen, einzelne Schwerpunkte aufzufangen, so der Universitätssprecher Ingo Lohuis. „Aber das wird allein aufgrund der wegfallenden Finanzmittel und der damit einhergehenden Personalausstattung nicht vollumfänglich möglich sein“, sagt er.
Kritik an Sparplänen
Die Streichungspläne von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann treffen auf große Kritik. „Gerade jetzt, wo die Pflege am Boden liegt und wir in NRW ernste Versorgungsprobleme haben, brauchen wir die Wissenschaft, um neue Konzepte zu entwickeln und um dauerhaft vor die Lage zu kommen“, sagte unter anderem Thorsten Klute, SPD-Abgeordneter für Gütersloh und Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag für Gesundheit und Pflege, in einem Statement in den sozialen Medien.
Die letzte Entscheidung über die Finanzierung des IPW hat der NRW-Landtag, der voraussichtlich im Dezember über den Haushaltsplan entscheidet.
aki, wsp