29.11.2023

Pilotprojekt zur Wärmewende

In Münster führen die Stadtwerke 3D-Seismik-Messungen durch, um Geothermie-Potenziale im Stadtgebiet zu erfassen. Andere Kommunen sollen von den Erfahrungen profitieren.

Das Land fördert das Vorhaben mit 5,7 Millionen Euro. Damit macht die Landesförderung rund 50 Prozent der Gesamtkosten aus. Das Modellprojekt will klären, welchen Beitrag Wärme aus tiefen Gesteinsschichten für die Wärmewende leisten kann. „Die kommunale Wärmewende ist eine der zentralen Herausforderungen für die Kommunen. Um sie zum Erfolg zu führen und Münster zur Klimastadt zu machen, braucht es auch Pioniergeist und Mut, neue technologische Wege zu gehen“, sagt Oberbürgermeister Markus Lewe.

Bereits vor zwei Jahren haben 2D-Seismik-Messung in Münster und im Münsterland großflächig die Potenziale für Geothermie untersucht. Die Auswertungen zeigten gute geologische Voraussetzungen mit gleich drei vielversprechenden Kalkgesteinsschichten, die unterhalb Münsters übereinander liegen. Nun folgen detaillierte Messungen, die ein dreidimensionales Bild des Untergrunds zeichnen, heißt es aus dem Ministerium von NRW-Energie- und -Klimaschutzministerin Mona Neubaur. Dabei untersuchen und kartieren sogenannte Vibro-Trucks den Untergrund mit Hilfe von Schallwellen. Ziel sei es, die Erfolgschancen von anschließenden Geothermie-Bohrungen zu steigern und damit klimafreundliche und regionale Erdwärme zu erschließen, so das Ministerium weiter.

Start der Messungen 2024

„Aus Daten werden Projekte. Mit den landesfinanzierten Voruntersuchungen servieren wir den Kommunen in Nordrhein-Westfalen erste, wichtige Erkenntnisse über Erdwärme-Potenziale auf dem Silbertablett. Daher freut es mich umso mehr, dass die Stadtwerke Münster den nächsten Schritt gehen und eine Investitionsentscheidung für eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Zukunft getroffen haben“, sagt Neubaur. Im kommenden Jahr sollen die Messungen in Münster tarten. Ziel sei es, mögliche Standorte zu identifizieren, an denen im nächsten Schritt nach heißem Thermalwasser gebohrt werden kann – so genannte Explorationsbohrungen. Gleichzeitig soll das Projekt Türöffner sein für weitere Geothermie-Projekte im bevölkerungsreichsten Bundesland, so die Stadt Münster.


Die Vibrotrucks schicken Schallwellen in den Boden, die von Mikrofonen wieder aufgenommen werden. Grafik: Enerchange

Lesen Sie hier, wie die seismischen Messungen mit den Vibro-Trucks funktionieren. Geothermie: Pilotregion Münsterland


Parallel zur Projektumsetzung erarbeiten die Stadtwerke Münster einen Praxis-Leitfaden sowie ein Bewertungsmodell für Geothermie-Standorte, das andere Kommunen, Versorger und Industrieunternehmen auf ihrem Weg zur Erdwärmenutzung unterstützen soll, heißt es weiter. „Während Tiefengeothermie im Süden Deutschlands in der Wärmeversorgung bereits etabliert ist, steckt die Nutzung in NRW noch in den Kinderschuhen. Wir wollen zeigen, dass die Technologie auch im Nordwesten Wärme zu einem echten Heimatprodukt machen kann“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk.

jüb, wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin