Pionier der Konflikt- und Gewaltforschung
Der renommierte Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer ist mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
„Er hat als Erster in der Bundesrepublik wissenschaftlich umfassend erforscht, wie Hass, Gewalt und feindselige Einstellungen gegenüber Minderheiten in der Gesellschaft entstehen und sich verbreiten“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeyer anlässlich der Verleihung im Schloss Bellevue. Heitmeyer habe mit seinen Forschungen zur Gewalt und zur Theorie Sozialer Desintegration mit bedrohlichen politischen Folgen für die liberale Demokratie eine wissenschaftliche und gesellschaftliche Wirkung erzeugt.
Forschungen beeinflussten Politik vor Ort
Heitmeyer, 1945 in Lübbecke geboren, leitete seit den 1980er Jahren an der Universität Bielefeld verschiedene Forschungsgruppen zu Rechtsextremismus, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und ethnisch-kulturellen Konflikten. Bereits in den 1990er Jahren wies er auf die Verschärfung der Fremdenfeindlichkeit und zunehmende rechtsradikale Tendenzen in Deutschland hin. 1996 gründete der Soziologe und Erziehungswissenschaftler das Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. Mit einer langfristigen Studie zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zeigte er auf, wie sich die Gesellschaft verändert und Extremismus zunimmt. Seine Erkenntnisse aus der Forschung beeinflussten unmittelbar die Politik in Kommunen. So flossen Heitmeyers Untersuchungen zu Rechtsextremismus in Dortmund in einen Aktionsplan gegen die im Stadtteil Dorstfeld verankerte Neonazi-Szene ein. „Durch seine Pionierarbeit in der Konflikt- und Gewaltforschung ist das Thema international sichtbar geworden und eng verbunden mit den Forschungsleistungen der Universität Bielefeld“, sagte Angelika Epple, Rektorin der Universität Bielefeld, anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.
Heitmeyer ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen, dazu gehören zehn Bände „Deutsche Zustände“. Er wurde unter anderem mit dem Göttinger Friedenspreis und dem Innovationspreis des Landes NRW ausgezeichnet.
wsp