
Premiere im Landtag
Der Inklusions-Experte Dennis Sonne hat die erste Rede in Leichter Sprache im NRW-Landtag gehalten.
„Manchmal sind Gesetze schwer zu verstehen. Die Eingliederungshilfe ist ein gutes Beispiel dafür. Deshalb spreche ich heute in Leichter Sprache.“ Mit diesen Worten hat der Landtagsabgeordnete aus der Grünen-Fraktion seine Rede begonnen. Thema war die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. In dem Antrag von CDU und Grünen ging es darum, dass sich die NRW-Landesregierung für eine bessere Finanzierung einsetzt. Der Bund soll den Städten und Gemeinden in Zukunft zehn statt bislang fünf Milliarden Euro im Jahr für die Eingliederungshilfe zur Verfügung stellen. Die Bedeutung dieses Themas erklärte Sonne ebenfalls im Landtag. „Die Eingliederungshilfe unterstützt Menschen mit Behinderung. Zum Beispiel, damit sie arbeiten können. Damit sie zur Schule gehen können. Damit sie ein Museum besuchen können. Oder damit sie Freunde treffen können.“
„Kurz und prägnant“
Das Thema Leichte Sprache zählt zu den Anliegen von Sonne, der seinen Wahlkreis im Kreis Coesfeld hat. „Bei meinen Besuchen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, aber auch in Schulen oder Kitas fällt mir immer wieder auf, wie wichtig es ist, sich kurz und prägnant auszudrücken“, erzählt er. Diese Erfahrung habe ihm auch beim Schreiben der Rede geholfen. „Ich habe allerdings auch Unterstützung und Feedback von einem zertifizierten Berater für Leichte Sprache erhalten“, so der Grünen-Politiker.
Eine Landtagsrede in Leichter Sprache zu halten, sei ein wichtiges Zeichen, ist Sonne überzeugt. „Die Eingliederungshilfe betrifft schließlich einen großen Teil von Menschen mit Lernbehinderung. Sie sollen die Möglichkeit haben, diese Diskussion im Landtag zu verfolgen“, erläutert er. Der Redebeitrag habe jedoch auch dazu beigetragen, dass sämtliche Abgeordnete verstanden hätten, wie die Eingliederungshilfe funktioniert und aus welchen Gründen sie wichtig ist, bemerkt er. „Das wurde mir im Anschluss so berichtet.“ Ob im Landtag oder in Anträgen – Sonne will eine typische „Politikersprache“ möglichst vermeiden. „Ich möchte gern zeigen, dass alle von Leichter Sprache profitieren. Dazu zählen nicht nur Menschen mit einer Lernbehinderung, sondern auch Kinder, Jugendliche und ältere Menschen sowie Zugewanderte. Es geht hier also nicht um eine Minderheit, sondern um viele Menschen.“
Annette Kiehl, wsp
Lesen Sie hier mehr zu Leichter Sprache. Mehr zur Entscheidung des NRW-Landtags zur Zukunft der Eingliederungshilfe lesen Sie in einem Interview mit Dr. Georg Lunemann, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), einem der großen Zahler der Eingliederungshilfe in NRW.