Prinz Mario I. von Münster. Foto: Elise Riebel
24.02.2022

Prinz in Wartestellung

Mario Engbers ist Prinz Karneval in Münster. Aber Zepter und Prinzenkappe bleiben pandemiebedingt in dieser Session weitestgehend im Schrank. Im nächsten Jahr soll der Neustart gelingen.

„Natürlich bin ich traurig, dass wir Karneval erneut nicht so feiern können, wie wir das gerne möchten“, sagt Engbers. Die Prinzenproklamation im November hat noch stattgefunden, aber Veranstaltungen wie die Herren- oder Damensitzung, zu der normalerweise zwischen 400 und 700 Besucher kommen, wurden abgesagt. Auch einen Rosenmontagszug wird es in Münster nicht geben. Nur zur Übergabe einer Kamelle-Spende am Rosenmontag wird Engbers sein Prinzenkostüm noch einmal überziehen.

Brauchtumszonen, abgespeckt zu feiern oder den Umzug zu verschieben, sind für den westfälischen Prinzen keine Lösungen. „Das mögen Köln und Düsseldorf für sich so entscheiden. Für Münster ist das keine Option“, sagt Engbers. Dort hat man sich sehr frühzeitig entschieden, den Karneval pandemiebedingt lieber abzusagen, als lange zu hoffen und zu bangen. Oder die Feiermöglichkeiten ständig an die jeweilige Verordnung anpassen zu müssen. Auch Prinz Mario I. war für die Absage. Dafür habe man nicht nur Applaus bekommen. „Es gab auch von einigen Stellen Schelte. Aber im Nachhinein betrachtet war es die richtige Entscheidung“, so Engbers.

Schutz vor finanziellem Schaden

Die rechtzeitige Absage sollte vor allem Planungssicherheit geben. Man wollte die Gesellschaften auch vor finanziellem Schaden bewahren. „Zum einen, weil mögliche Absagen durch eine Veränderung der Corona-Maßnahmen drohten, zum anderen, weil die Menschen vorsichtiger geworden sind“, hat Engbers festgestellt. Weniger Gäste auf den Sitzungen wären die Folge gewesen.

Der Prinz mit seinen Adjutanten (v.l.) Thorsten Geuting, Prinz Mario I., Ingo Veltmann, Pantaleone Squillace. Foto: Elise Riebel

Der Prinz mit seinen Adjutanten (v.l.) Thorsten Geuting, Prinz Mario I., Ingo Veltmann, Pantaleone Squillace. Foto: Elise Riebel

Als Engbers im Sommer des vergangenen Jahres zum Prinz Karneval in Münster gewählt wurde, sah die Welt noch anders aus. Die Infektionszahlen waren niedrig, die Hoffnung, dass sich ausreichend Menschen vor der herannahenden neuen Corona-Welle impfen lassen würden, war noch recht hoch. „Leider ist es anders gekommen. Ich persönlich bin auch davon überzeugt, dass wir ohne eine Impfpflicht nicht aus diesem Wechsel von Schließungen und Lockerungen herauskommen“, sagt er. Nur so könne die geforderte Herdenimmunität, die ein wirklich normales Leben ermögliche, erreicht werden.

Ständiges Auf und Ab

Engbers ist auch als Unternehmer und Gastronom von den Corona-Maßnahmen betroffen. Er ist Inhaber der Mario Engbers Gastronomie und Service GmbH in Münster. In seinen Räumlichkeiten in Münsters Norden finden normalerweise Feiern, Seminare und andere Veranstaltungen statt. Außerdem hat er einen Cateringservice. Beide Geschäftsfelder haben in der Pandemie gelitten. „Die letzten beiden Jahre waren ein ständiges Auf und Ab“, sagt der 53-Jährige. Im ersten Lockdown konnte nichts stattfinden. Die letzten Monate des vergangenen Jahres liefen dagegen ziemlich gut, ehe erneute Einschränkungen das Geschäft wieder ausbremsten. Engbers ist froh und dankbar, dass es Überbrückungshilfen und Kurzarbeitergeld gibt. Ohne diese Unterstützung wäre es für seinen Betrieb mit ingesamt etwa 40 Mitarbeitern eng geworden, erzählt er.

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Die Begeisterung für Karneval ist Mario Engbers mit in die Wiege gelegt worden. Schon Vater und Bruder waren in seinem Heimatdorf Neuenkirchen bei Rheine Prinzen im Karneval. Er selbst engagiert sich seit einigen Jahren in der Karnevalsgesellschaft Böse Geister, ist dort seit 2017 „Obergeist“, was in anderen Gesellschaften einem Senator entspricht. Seit 2018 verfolgt er seinen Traum, Prinz in Münster zu werden, intensiver. Im vergangenen Jahr war es dann soweit. Engbers wurde in das Amt auf Zeit gewählt.

Nicht noch einmal ausbremsen lassen

Wie auch das Jugendprinzenpaar und die weiteren Tollitäten in der Stadt hat er seine Amtszeit um ein Jahr verlängert. Nun setzt Engbers darauf, dass er 2023 als Prinz durchstarten und Kamelle vom Prinzenwagen auf die Jecken entlang Münsters Straßen regnen lassen kann. Dabei zählt er auf die Herdenimmunität und setzt auf politische Entscheidungen. 2023 wird Karneval gefeiert, ist sein Motto. „Noch einmal will ich mich nicht ausbremsen lassen“, sagt er.

Jürgen Bröker, wsp

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