Pure Emotionen
Isaak Guderian aus Espelkamp singt beim Eurovision Song Contest für Deutschland. Im Finale am Samstag tritt er mit einem kraftvollen Song an: „Always on the Run“.
Bereits im Kindergartenalter sang Isaak Guderian in seiner Kirchengemeinde, mit zwölf Jahren besserte er sein Taschengeld als Straßenmusiker auf, als 15-Jähriger nahm er an der TV-Castingshow „X Factor“ teil, und im Mai 2021 siegte er bei dem Online-Showformat „Show your Talent“. Seinen bislang größten Erfolg hat der Sänger und Songwriter aus dem ostwestfälischen Espelkamp am 16. Februar dieses Jahres in Berlin gefeiert. Mit dem von ihm komponierten Lied „Always on the Run“ gewann er den Vorentscheid des European Song Contest (ESC) und wird Deutschland am 11. Mai in Malmö beim 68. ESC vertreten. „Ich werde auch dort 100 Prozent geben und strebe natürlich den ersten Platz an. Aber auch wenn ich auf dem letzten Platz lande, wird es gut – da bin ich mir sicher“, sagt der 29-Jährige mit der kraftvollen Stimme und der bodenständig-authentischen Ausstrahlung.
„Musik ist der einzige Zufluchtsort“
Geboren in Minden, wuchs Isaak Guderian in einer musikalischen Familie auf. Er brachte sich selbst das Gitarre-, Klavier-, Ukulele- und Schlagzeugspielen bei und brach mit 18 die Schule ab, um sich vollends der Musik zu widmen. „Musik ist der einzige Zufluchtsort, an dem ich so sein kann, wie ich bin. Hier ist alles erlaubt, hier gibt es keine Schubladen, sondern nur pure Emotionen“, beschreibt er seine Leidenschaft für die Welt der Klänge. Sein Geld verdiente er mit Auftritten bei Betriebsfeiern und Familienfesten, seit geraumer Zeit aber auch über Streamingdienste und seinen YouTube-Kanal: So erreichten seine Songs „Water to the Seed“ und „Impact“ jeweils über eine Million Streams auf Amazon.
Von melancholischen Balladen bis zu rockigen Arrangements reicht sein Repertoire. Um Licht und Schatten, Freude und Trauer, Zweifel und Selbstvertrauen dreht sich sein Song für den ESC: Mit „Always on the Run“ lag Isaak Guderian beim Vorentscheid in der Jurywertung ebenso wie im Zuschauervoting vorn und ließ damit acht Kandidaten, darunter auch den im Vorfeld gehandelten Favoriten Max Mutzke, hinter sich, der beim ESC 2004 den achten Platz belegt hatte.
Das Finale des Eurovision Song Contest mit Isaak ist am Samstag, 11. Mai, ab 21 Uhr in der ARD (Erstes Programm) zu sehen. Online unter eurovision.de gibt es bereits ab 19.45 Uhr die Dokumentation „Isaak – Mein Weg zum ESC“. Isaaks Heimatstadt Espelkamp feiert den Auftritt in Malmö ebenfalls. Am Samstagabend ab 19 Uhr findet ein großes Public Viewing mit Abba Tribute Show und Party statt. Weitere Infos und Karten hier.
„Motiviert von den Zehenspitzen bis in die Haarspitzen“, so betont Isaak Guderian, werde er in Malmö an den Start gehen. Eines steht für den Familienvater, der zur Freude seiner beiden kleinen Söhne bisweilen sogar die Einkaufsliste singt, fest: „Ich werde nicht tanzen und auf jeden Fall ein Outfit tragen, in dem ich mich wohl fühle und das meine Persönlichkeit widerspiegelt. Ich bin ja ohnehin nicht der Typ für Pailletten.“ Keine Frage: Ganz unabhängig von seinem Abschneiden wird allein die Teilnahme am ESC ein Sprungbrett für den Musiker aus Ostwestfalen sein. Noch blickt er mit Gelassenheit auf den 11. Mai, wie er kürzlich in einem Zeitungsinterview sagte: „Selbst wenn mich von den 200 Millionen Zuschauern 190 Millionen schlecht finden, sind da immer noch 10 Millionen, die das Lied feiern können. Und das sind unfassbar viele.“ Regina Doblies
Dieser Beitrag ist aus Heft 2/2024 des WESTFALENSPIEGEL. Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Gerne senden wir Ihnen im Rahmen unseres Schnupperabos zwei Ausgaben unseres Magazins kostenlos zu. Hier geht’s zum Schnupperabo