Auch das Baugewerbe leidet unter dem Lockdown. Foto: Rainer Sturm
21.01.2021

„Pure Verzweiflung“

Angesichts der Verlängerung des Lockdowns berichtet die Wirtschaft in Westfalen von Betrieben in Existenznot und fordert eine Perspektive für Öffnungen.

„Jeder weitere Tag des staatlich verordneten Stillstands belastete die Firmen massiv und lässt das Insolvenzrisiko steigen“, sagte die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld, Petra Pigerl-Radtke. Die finanziellen Reserven seien in vielen Betrieben aufgebraucht.  Gastronomie und Hotellerie gingen bald schon in den vierten Monat. Ohne massive staatliche Unterstützung könne das kaum ein Unternehmen überstehen. Hier fordert die IHK eine zügige und verlässliche Auszahlung. „Das hat bisher nicht funktioniert, wie uns viele Betriebe berichtet haben“, so Pigerl-Radtke.

Mehr Homeoffice

Die IHK unterstützt den Appell der Politik nach mehr Homeoffice-Angeboten in der Pandemie. Viele Unternehmen in Ostwestfalen ermöglichten das bereits. „Einer gesetzlichen Regelung bedürfe es nicht“, so die IHK.

Der Präsident der IHK Dortmund, Heinz-Herbert Dustmann, äußerte Verständnis für die Verlängerung des Lockdowns angesichts hoher Inzidenzwerte und der Virus-Mutation. „Schauen wir aber auf die Situation vieler unserer Mitgliedsbetriebe in den am härtesten vom Lockdown betroffenen Branchen, dann schlägt uns häufig pure Verzweiflung entgegen“, so Dustmann. Die Fortsetzung der Maßnahmen zum Infektionsschutz bedeute für viele Unternehmen „akute Lebensgefahr“. In Branchen wie Hotellerie und Gastronomie, Reisebüros und Schausteller, Messebereich und Freizeitwirtschaft sowie in großen Teilen des Einzelhandels werde ein Teil der Unternehmen die kommenden Monate nicht überstehen, prognostiziert der IHK-Präsident. Er fordert von Bund und Land konkrete Aussagen, bei welcher Infektionssituation welche Betriebe wieder coronagerecht öffnen können. 

Handwerker in Existenznot

Auf die Existenznot zahlreicher Handwerker weist Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, hin. Die Betriebe litten unter dem Ausfall ganzer Geschäftsfelder. Auftragspolster würden selbst im bisher stabilen Bau- und Außenbereich zunehmend dünner. Neben einer Öffnungsstrategie benötigten die Unternehmer auch Überbrückungshilfen mit vereinfachten Antragsbedingungen. „Die Unternehmen müssen sich auf die Unterstützung der Politik in dieser schwierigen Zeit verlassen können“, so Schröder.

wsp

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