Quartier statt Campus
Die Stadt Münster kündigt beim Musik-Campus einen Strategiewechsel an und plant den Musikschulstandort ohne die Universität.
Anstelle des lange geplanten Leuchtturmprojektes Musik-Campus soll nun hinter dem Schloss Münster ein „urbanes Musikquartier“ gebaut werden. Dieses soll Räume für die Westfälische Schule für Musik, das Sinfonieorchester und die freie Szene bieten. Auch einen Aufführungsort soll es dort geben. Die Musikhochschule der Universität soll jedoch nicht mehr Teil des Projektes sein, denn die Zusage des Landes für die Errichtung der Ausbildungsstätte fehlt bislang. Es gebe „unterschiedliche Planungsstände der Projektpartner Stadt und Universität“, heißt es von der Stadt Münster. Die Musikhochschule könne aber „perspektivisch“ angedockt werden.
Ambitionierte Pläne
Die ursprünglichen Pläne für den Standort waren deutlich ambitionierter: Der Campus sollte Musikerinnen und Musikern verschiedener Einrichtungen dringend benötigte Räume bieten. Als Herzstück war ein Konzertsaal vorgesehen. Stadt und Universität Münster wollten das Leuchtturmprojekt gemeinsam stemmen, Fördergelder von Bund und Land sowie Spenden sollten helfen, die anvisierten Kosten von 286 Millionen Euro (Stand 2022) zu stemmen. Start der Bauarbeiten war für 2027 geplant, die Eröffnung für 2030. Diese Planung erschien zuletzt als nicht mehr realistisch. Bedenken gegenüber dem Musik-Campus hinsichtlich der Kosten und der Dimensionen gab es bereits seitdem die Pläne mit einem Werbefilm und prominenter Unterstützung präsentiert wurden. Von einer „Hängepartie“ war in den vergangenen Jahren immer wieder die Rede. Unklar war unter anderem, ob Fördergelder tatsächlich fließen werden. Auch in der Politik und zwischen den Projektpartnern waren die Pläne zunehmend umstritten.
In dem jetzt verkündeten Strategiewechsel sieht Oberbürgermeister Markus Lewe die Chance, eine abgespeckte Version des Musik-Campus umzusetzen. 70 Millionen Euro seien dafür nach wie vor in den städtischen Haushalt eingestellt. In einem nächsten Schritt soll nun im Münsteraner Rathaus ein detailliertes Konzept für das urbane Musikquartier ausgearbeitet werden, dass 2025 dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden soll. „Mit diesem pragmatischen Vorgehen steht unser gemeinsames Kulturprojekt nicht vor dem Aus. Wir folgen vielmehr dem aktuell Machbaren und gehen mit der Neuausrichtung einen entscheidenden Schritt weiter“, begründet er. Universitätsrektor Prof. Johannes Wessels unterstütze die Entscheidung für den Alleingang. „Aus Perspektive der Universität ist diese Entscheidung absolut nachvollziehbar“, wird er in einer Mitteilung der Stadt Münster zitiert.
aki, wsp