Die Sauerlandlinie A 45 ist eine Hauptschlagader für die Wirtschaftsregion Südwestfalen. Foto: Guido Raith/Märkischer Kreis
08.02.2022

„Ein Extremfall“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat bestätigt, dass die marode Rahmedetalbrücke gesprengt wird. Noch in diesem Jahr soll das stillgelegte Teilstück der A45 fallen.

Erst am Wochenende war die 70 Meter hohe und 485 Meter lange Talbrücke Rinsdorf erfolgreich gesprengt worden. Noch nie war eine so hohe Brücke in Deutschland zu Boden gebracht worden, berichtet die Autobahn GmbH. Die Erfahrungen des Abschnitts zwischen Siegen und Wilnsdorf sind allerdings nicht vollständig auf die Rahmedetalbrücke übertragbar. So befinden sich nur wenige Meter von diesem Abschnitt entfernt Wohnhäuser und Firmengebäude. „Wichtig ist, dass nun alle Anwohnerinnen und Anwohner informiert werden“, sagte Wissing. Er wolle in dieser Woche noch persönlich mit den Verantwortlichen vor Ort sprechen. 

Bei einer Podiumsdiskussion des Verkehrsverbandes Westfalen machte NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes deutlich, dass ein schneller Abriss und Neubau der Rahmedetalbrücke möglich sei. Zeitaufwändige Verfahren wie die Umweltprüfung könnten verkürzt werden. „Wir ersetzen hier die eine durch die andere Brücke. Das kann schnell gehen, denn wir durchschneiden hier keine unberührte Landschaft“, so Brandes bei der digitalen Veranstaltung. In vier bis fünf Jahren könnte die neue Brücke stehen.

NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes. Foto: VM/Ralph Sonderman

NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes. Foto: VM/Ralph Sonderman

Alle 60 Brücken der A45 müssen in den nächsten Jahren ersetzt werden, berichtet die Autobahn GmbH Westfalen. Die NRW-Verkehrsministerin will über digitale Planungs- und Genehmigungsverfahren eine Zeitersparnis erreichen, erklärte sie bei der Podiumsdiskussion, bei der neben dem Vorsitzenden des Verkehrsverbandes Westfalen, dem Logistikunternehmer Marc Simon, auch der Vorsitzende des Westfalen e.V., Manfred Müller, vertreten war. Prof. Alex Vastag, Experte für Verkehrslogistik am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund, erklärte in einem Impulsvortrag, dass Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung in Zukunft dazu beitragen könnten, die Belastung durch Güterverkehr zu verringern. „Technologisch ist hier viel möglich, entscheidend ist dabei aber auch die Akzeptanz durch die Bevölkerung“, so Vastag.

Brandes sagte, dass in NRW aktuell sehr stark in die Infrastruktur der Verkehrswege investiert werde. „Wir haben 600 Millionen Euro mehr Geld vom Bund abgerufen, als Nordrhein-Westfalen in den letzten vier Jahren eigentlich zugestanden hätte.“ Herausforderung bei Bauprojekten seien aktuell jedoch weniger die Finanzen, sondern ein Mangel an Fachkräften in der Bauindustrie. „Brückenbauingenieure sind selten und werden abgeworben. Wir brauchen eine Qualifizierungs- und eine Digitalisierungsoffensive.“ 

In Sachen Rahmedetalbrücke sprach sie mit Blick auf die baulichen Gegebenheiten von „einem Extremfall“. Die Belastungen für Anwohner und die Wirtschaft seien durch Umleitungsverkehre sehr groß. „Eine Bauzeit von acht bis zehn Jahren können wir nicht verantworten.“

aki, wsp

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