13.04.2021

Rechte Gewalt auf hohem Niveau

Rechtsextremistisch motivierte Gewalt bleibt in Nordrhein-Westfalen auf hohem Niveau. Landesweit wurden im vergangenen Jahr 198 rechte Gewalttaten verübt, 87 davon in Westfalen.

Die Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer, antisemitischer sowie anderer menschenfeindlich motivierter Gewalt, die Opferberatung Rheinland (OBR) und BackUp für Westfalen, berichten von 267 Menschen, die direkt von dieser Gewalt betroffen waren. Eine versuchte Tötung, 166 Körperverletzungsdelikte und 22 massive Bedrohungen wurden registriert, heißt es in einer Mitteilung.

Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der rechten Gewalttaten lediglich um zwei Prozentpunkte zurück (2019: 202 Angriffe) und blieb damit nahezu unverändert. Deutlich niedriger ist allerdings die Zahl der Betroffenen (2019: 322). Im Vorjahr hatte es aber auch mehrere Angriffe auf große Personengruppen gegeben. So waren in der Silvesternacht 2018/2019 allein bei Anschlägen in Bottrop und Essen 69 Menschen direkt betroffen.

Fast 70 Prozent der Taten rassistisch motiviert

Dabei nehme die rassistisch motivierte Gewalt weiter zu: Fast 70 Prozent der registrierten Taten hatten rassistische Motive. Zudem wurden doppelt so viele Angriffe im Umfeld von Demonstrationen und auf Journalisten registriert. Diese Entwicklung sei besorgniserregend. „Wir brauchen kritische Berichterstattung, auch auf Demonstrationen, um beispielsweise antisemitische Einstellungen sichtbarer zu machen“, sagt Sabrina Carrasco Heiermann (BackUp).

Außerdem werden immer mehr Angriffe im direkten Wohnumfeld bekannt. Seit 2017 habe hier nahezu eine Verzehnfachung stattgefunden – mit 19 Angriffen im Jahr 2020. Dadurch seien zunehmend auch Kinder und Jugendliche von rechter Gewalt betroffen, so eine Sprecherin von BackUp. Pandemie-Bedingungen und die Verlagerung des Alltags vieler Menschen in den privaten Nahbereich hätten die Folgen für Betroffene noch einmal verstärkt. „Nicht nur während einer Pandemie erfüllt der persönliche Wohnraum häufig eine besondere Schutz- und Rückzugsfunktion“, erklärt Birgit Rheims (OBR). „Wenn dieser sensible Ort aber Ziel von Angriffen wird, kann das Sicherheitsgefühl im eigenen Zuhause massiv erschüttert werden und bei den Betroffenen zu einem chronisch hohen Stresslevel mit gravierenden gesundheitlichen Folgen führen.“

Hohe Zahl rechter Gewalttaten in Dortmund

Die Zahlen zeigen zudem: Dortmund hat nach wie vor ein massives Problem mit rechter Gewalt. Allein 22 Fälle wurden in der Ruhrgebietsstadt registriert, sie reichen von massiven Bedrohungen bis hin zu Körperverletzungen. Beide Beratungsstellen mahnen gemeinsam: „Für die Bekämpfung rechter Gewalt ist es aus Sicht der Beratungsstellen unumgänglich, die Forderungen und Perspektiven von Betroffenen aus der Peripherie ins Zentrum der Debatte zu rücken.“

wsp

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