27.04.2016

Regisseur Adolf Winkelmann: „Die Bergleute nehmen eine Sonderstellung ein“

Westfalen (wh). Am Tag der Arbeit feiert "Junges Licht", die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ralf Rothmann, in Essen Premiere. Offizieller Kinostart ist am 12. Mai 2016. Im Interview mit "Westfalen heute" spricht Regisseur Adolf Winkelmann über die Rolle des Ruhrgebiets in seinem neuen Film.

Herr Winkelmann, fühlen Sie sich missverstanden, wenn im Zusammenhang mit "Junges Licht" der Begriff "Heimatfilm" fällt?

Winkelmann: Früher wäre das vielleicht beleidigend gewesen. Als ich klein war, war "Heimatfilm" noch etwas ganz anderes. Aber es geht natürlich um den Begriff Heimat und um die komplexe Beziehung, die der Ruhrgebietsmensch zu seiner Heimat hat. Das liegt daran, dass die meisten Familien vor zwei, drei Generationen zugewandert sind, aus Polen, der Ukraine oder sonst woher, um hier Geld zu verdienen. Durch den rasanten Wandel ist diese Heimat für viele nun schon wieder infrage gestellt.

Ist das Ruhrgebiet also nicht nur prägende Kulisse, sondern Hauptdarsteller?

Winkelmann: Das kann man sicher so sehen. Auch wenn Filmfachleute nun aufschreien werden: Das darf doch gar nicht sein!

Was würde sich denn an der Geschichte ändern, wenn sie zur gleichen Zeit in Rüsselsheim oder Wolfsburg spielen würde statt im Ruhrgebiet, und der Vater arbeitet am Fließband statt unter Tage?

Winkelmann: Die Geschichte würde das nicht grundsätzlich verändern, auch wenn die Situation der Arbeiter unter Tage wirklich eine besondere ist. Die Bergleute nehmen deshalb bis heute eine Sonderstellung im Ruhrgebiet ein. Andererseits geht es in der Geschichte natürlich um den Zustand der Republik zu dieser Zeit. Die Nachkriegsgesellschaft war nicht nur im Ruhrgebiet so sprachlos, was die Aufarbeitung des Krieges angeht. Alle waren mit dem Wirtschaftswunder beschäftigt.

Vor dem eigentlichen Kinostart läuft "Junges Licht" in mehreren Ruhrgebiets-Städten. Freuen Sie sich darauf besonders?

Winkelmann: Ich finde es immer aufregend, mit ganz normalem Publikum über meine Filme zu reden. Aber natürlich ist es ein Unterschied, ob man in München oder Bochum ist. Nicht nur wegen der sprachlichen Barrieren.

Nach der Premiere am 1. Mai in Essen ist "Junges Licht" unter anderem im Bochumer Filmkunsttheater Casablanca (2. Mai) und im "Kino im U" in Dortmund (5. Mai) jeweils um 20 Uhr zu sehen. Bei diesen Vorstellungen wird der Regisseur vor Ort sein.

Ein Pressefoto zu dieser Meldung finden Sie auf unserer Website.

Lesen Sie auch im Bereich "Freizeit, Kultur, Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin