19.08.2022

Roboter am OP-Tisch

Münsteraner Chirurgen haben weltweit erstmals vollständig robotergestützte mikrochirurgische Eingriffe am Menschen durchgeführt. Patienten und Chirurgen profitieren von der neuen Operationsmethode, so die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster.

Der Einsatz der Roboter für die klinische Forschung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Münster und der Fachklinik Hornheide. Bislang seien fünf erfolgreiche robotergestützte mikrochirurgische Operationen durchgeführt worden, berichtet die WWU. „Das neue Operationsverfahren ermöglicht es uns, wesentlich feiner und präziser zu arbeiten als es mit konventionellen Operationstechniken möglich ist“, betont Privatdozent Dr. Maximilian Kückelhaus. „Dadurch wird weniger Gewebe zerstört und die Genesung verläuft schneller.“ Das Verfahren setzen die Experten beispielsweise bei Brustkrebspatientinnen ein, die komplexe Brust-Rekonstruktionen benötigen, oder nach Unfällen, bei denen Patienten Gewebetransplantate brauchen.

Chirurg operiert per Joystick

Kückelhaus und Prof. Dr. Tobias Hirsch vom Zentrum für Muskuloskelettale Medizin der WWU haben die Methode entwickelt, bei der ein neuartiger und speziell für die Mikrochirurgie konzipierter Operationsroboter mit einem robotischen Mikroskop vernetzt wird. Während der Operation nimmt der Roboter die Bewegungen der Hände des Chirurgen über ein elektromagnetisches Feld und Joysticks auf und führt diese über winzige Instrumente ohne Zittern aus.

Das Verfahren ermöglicht eine vollständige Entkopplung des Operateurs vom Operationsfeld. Damit schütze die Technologie den Chirurgen vor Ermüdung, die sonst durch eine stehende und anstrengende Körperposition entstehen könne, erklärt Maximilian Kückelhaus: „Wir hoffen, mit dem neuen Verfahren nicht nur noch präziser und sicherer zu operieren, sondern an kleinsten Strukturen auch über die Grenzen der menschlichen Physis hinaus gehen zu können. Die Entkopplung vom Operationstisch kann es außerdem perspektivisch erlauben, dass der Operateur irgendwann nicht mehr vor Ort sein muss. So könnte ein Experte spezielle Operationen an vielen Standorten ausführen, ohne dafür reisen zu müssen.“

wsp

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