Rosige Aussichten
Der Westfalenpark in Dortmund feiert am Sonntag. 11. Juni, das Rosenfest. Mehr als 3000 Rosenarten können im Deutschen Rosarium entdeckt werden. Wir nehmen Sie mit an einen blühenden Ort vor Industriekulisse – lesen Sie hier unseren Artikel aus dem Westfalenspiegel 3/2021.
Als Sonnenanbeterin stellt sie andere in den Schatten. Blüht sie richtig auf, verneigt sich sogar ihr Stamm. Und das alles tut sie so anmutig, wie ihre wohlklingenden Namen es versprechen. Kaum eine Blume hat so viele Verehrer wie die Rose. Und wenn die Rose die Königin unter den Blumen ist, dann ist das Rosarium im Westfalenpark in Dortmund ihr Schloss.
Ein Schloss, das die zarte Schönheit in Szene zu setzen weiß. „Auf dem Rosenweg wollen wir alle Facetten zeigen“, sagt Alena Hathadura, die für das Rosarium die Koordination übernimmt. Und weil das ganz schön viele Facetten sind, braucht es ein System, damit sich die Besucher alles selbst erschließen können. In einzelne Bereiche unterteilt, können sich Rosenfreunde informieren, Anregungen holen – oder einfach nur den Anblick genießen.
England als Altmeister
Wer den Weg am Haupteingang Ruhrallee beginnt und dann rechts abbiegt, reist gleich mit der Rose in die Vergangenheit. Seit jeher ist der Schönblüher ein Ankerpunkt in vielen Gärten und die historischen Themengärten vermitteln einen Eindruck, mit welchen Farben und Formen es der Zeitgeist hielt. Den Jugendstilgarten verraten schon die geschwungenen, aber exakt geschnittenen Hecken. Gleich nebenan reicht der Blick sogar bis ins Mittelalter zurück. Wer damals etwas auf sich hielt, hatte Apotheker- und Kartoffelrosen in seinen Beeten. „Wobei die Apothekerrose vornehmlich zu medizinischen Zwecken benutzt wurde“, erklärt die Gartenbaumeisterin. „Und die Kartoffelrose ist heute zwar heimisch bei uns, stammt aber ursprünglich aus dem asiatischen Raum.“
Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich immer – auch bei Blumen. Deshalb ist ein Bereich Rosen aus anderen Ländern vorbehalten. England als Altmeister nimmt naturgemäß einen zentralen Platz im Nationenpark ein und beeindruckt mit opulenten, gefüllten Blüten. Allerdings ist die Begeisterung für den Klassiker eine Altersfrage. „Die jüngere Generation mag die gefüllten Sorten gar nicht so, weil sie nicht insektenfreundlich sind“, hat Alena Hathadura festgestellt.
Schönste Besuchszeit
Egal, ob gefüllt oder nicht, am Boden kriechend oder kletternd – so langsam legt die Königin ihren Schmuck an. Deshalb beginnt ab Ende Mai auch die schönste Zeit für einen Besuch des Rosariums. Besonders an der Rosenwand zeigt die Vielblüherin, was sie kann. Auf sechs Metern Höhe und 65 Metern Breite lässt sie die Farben explodieren. Und auch wenn es schwerfällt, den Blick abzuwenden, lohnt es sich, zur Seite zu schauen. Diese Aussicht kann es nur im Revier geben: Während im Vordergrund die Natur ihre Schönheit ausspielt, schiebt sich im Hintergrund die Hochofenkulisse ins Bild. Auch Alena Hathadura mag diese Stelle: „Hier weiß man, warum Dortmund eine Pottstadt ist.“
Dass sich der Pott und die Blumen vertragen, hat Tradition. Deshalb hat sich Dortmund auch als Standort für ein Rosarium beworben, als nach dem Mauerbau Sangershausen im Osten als Anlaufstelle für westliche Rosenfreunde weggefallen ist. „Dortmund war schon immer eine Gartenstadt. Die Leute haben sich nach der Arbeit unter Tage danach gesehnt rauszukommen“, sagt die Rosen-Expertin. Die Argumente haben auch die Gesellschaft der Deutschen Rosenfreunde überzeugt – sie hat 1969 ihre Unterschrift unter den Vertrag gesetzt. Dass sie damit alles richtig gemacht hat, beweisen zwei Zahlen: Zu Beginn haben 350 Rosensorten den Westfalenpark aufblühen lassen – heute sind es rund verschiedene 3000 Sorten und Arten.
Viele davon tragen dazu bei, dass der Kaiserhain zum Herzstück des Rosariums geworden ist. Nach Sorten angeordnet, zeigen hier die Rosen, was in ihnen steckt. Welche Farben, Formen, Eigenarten und Höhen sie an den Tag legen. „Das ist wie ein Katalog – nur dass man sich alles angucken kann“, sagt die Alena Hathadura. Dazu bekommen die Rosen Stauden an die Seite gesetzt, mit denen sie besonders gut harmonieren. Wer im Katalog zu den Neuheiten blättern möchte, kann im Westfalenpark den Bereich mit der Nummer 17 ansteuern: In vielen Quadraten dürfen sich hier die Rosen präsentieren, die das Siegel der Allgemeinen Deutschen Rosenneuheitenprüfung (ADR) tragen.
Anschauliche Informationen sind das eine, aber Rosenfreunde können sich im Westfalenpark auch ganz gezielt Rat holen. In Nichtcorona- Zeiten bieten Vorträge, Führungen, Kurse und das traditionelle Rosenfest die Möglichkeit zum Austausch. Derzeit bleibt nur eine Hotline. Und hier hört die Gartenbaumeisterin immer wieder die eine Frage: Wie schneide ich meine Rose? Ihr Rat: „Viele Leute sind zu zaghaft. Das ist genau das Falsche. Rosen muss man ein bisschen stressen, sonst ruhen sie sich auf ihrem Erfolg aus.“ Aber so divenhaft wie ihr Ruf, ist die Königin der Blumen gar nicht: „Eigentlich ist die Rose anspruchslos. Durch ihre Pfahlwurzeln kommt sie auch gut mit trockenen Sommern zurecht.“ Wie gut, davon können sich die Besucher im Westfalenpark überzeugen.
Alexandra von Braunschweig
Ein Artikel aus dem WESTFALENSPIEGEL 3/2021
Das Rosenfest findet am Sonntag, 11. Juni, von 11 bis 18 Uhr statt. Weitere Informationen finden Sie hier.