Windkraft spielt in Coesfeld eine große Rolle. Foto: Pixabay
18.01.2022

Rückenwind aus Coesfeld

Ein großer Windpark ohne große Widerstände. Was deutschlandweit kaum möglich erscheint, wurde in Coesfeld realisiert. Das Verfahren könnte zum Vorbild für andere Regionen werden.

Der Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen kommt nicht so recht voran. Wie der Landesverband Erneuerbare Energien NRW mitteilt, wurden im vergangenen Jahr gerade einmal 83 neue Windenergieanlagen mit zusammen 331 Megawatt Leistung in Betrieb genommen. Knapp 20 Prozent (65 Megawatt) davon gingen allein in Coesfeld ans Netz. Damit ist die Stadt im Westmünsterland kommunaler Spitzenreiter beim Windkraftausbau 2021. Inzwischen kann sich Coesfeld zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgen.

Dabei ist der Windpark in Coesfeld-Lette ohne großen Widerstand und Klagen gegen den Bau der 13 Anlagen realisiert worden. Coesfelds Bürgermeisterin Eliza Diekmann führt das auf die „sehr frühzeitige und breite Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger“ zurück. Betroffene wurden zu Beteiligten. Denn im Prinzip profitiert jeder Coesfelder vom Windpark.

Bürger profitieren

Die Bürger konnten sich Anteile am Windpark sichern. Auch die Landwirte, auf deren Grund die Anlagen stehen und von denen die Initiative zum Bau der Windräder vor rund zehn Jahren ausging, sind Anteilseigner. Ebenso wie die Stadtwerke. So geht der Gewinn aus dem Windpark nicht an Investoren außerhalb der Kommune, sondern verbleibt in der Stadt. Zumal ein Großteil des Geldes auch noch in eine Bürgerstiftung fließt, die soziale Projekte unterstützt. „Ich bin überzeugt, dass unser Modell eine Blaupause für andere Projekte sein kann“, so Diekmann im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL.

Der "Kaffee mit Eliza" war Teil von Diekmann Wahlkampagne. Foto: Kiehl

Coesfelds Bürgermeisterin Eliza Diekmann. Foto: Kiehl

Das sieht der Vorsitzende des LEE NRW, Reiner Priggen, ebenfalls so. Er mahnte an, dass das derzeitige Tempo beim Ausbau der Windenergie an Rhein und Ruhr nicht ausreiche. „Die 331 Megawatt sind maximal ein Drittel des Zubaus, der notwendig ist, damit das Land NRW seine eigenen Klimaziele bis 2030 erreicht“, so Priggen. Um den Ausbau zu beschleunigen, müssten die Bearbeitungszeiten für die Genehmigungsverfahren deutlich verkürzt werden.

Münsterland ist Windkraftregion Nummer 1

Darauf hofft auch Coesfelds Bürgermeisterin. Denn dort sind weitere Projekte geplant, um die Energiewende voranzubringen. Neben weiteren Windkraftanlagen setzt die Kommune auch verstärkt auf Photovoltaik. „Die Realisierung solcher Projekte muss in Zukunft deutlich schneller gelingen“, so Diekmann.

Landesweit waren Ende 2021 rund 3560 Windkraftanlagen mir zusammen 6340 Megawatt Leistung in Betrieb. Spitzenreiter bei den Regierungsbezirken in NRW ist Münster mit rund 1820 Megawatt. Auf Platz zwei folgt Detmold mit rund 1620 Megawatt, vor Köln (1300 MW), Arnsberg (840 MW) und Düsseldorf (755 MW).

jueb/wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin