Sanierung im Jubiläumsjahr
Rund drei Jahre nach dem erfolgreichen Abschluss des Insolvenzverfahrens steckt der westfälische Damenmode-Konzern Gerry Weber wieder in finanziellen Schwierigkeiten.
Ausgerechnet im Jahr seines 50-jährigen Jubiläums kündigt der Konzern mit Sitz in Halle/Westfalen eine umfangreiche Sanierung an. Das Filialnetz mit 177 Läden und Verkaufsflächen stehe auf dem Prüfstand. Gründe für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Gerry Weber lägen in den coronabedingten Schließungen des Einzelhandels und Veränderungen im Kundenverhalten. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, hohe Inflation und geringere verfügbare Realeinkommen hätten hier eine Rolle gespielt, so das Unternehmen.
Filialnetz auf dem Prüfstand
Auf der Grundlage des Gesetzes über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen, kurz StaRUG, werde die Gerry Weber International AG den finanziellen Sanierungsprozess beschleunigen. Zu den weiteren Maßnahmen zähle die Beantragung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung der Gerry Weber Retail GmbH beim Amtsgericht in Bielefeld mit dem Ziel, das deutsche Filialnetz zu optimieren, heißt es weiter. „Heute war kein leichter Tag, aber er markiert den Aufbruch in ein neues Zeitalter von Gerry Weber. Wir legen den Grundstein für ein Unternehmen, das unabhängiger wird von äußeren Bedingungen, die uns als Branche zu schaffen machen“, sagte Angelika Schindler-Obenhaus, Gerry-Weber-Vorstandsvorsitzende, in einem Video im Online-Netzwerk LinkedIn. Das Filialnetz müsse neu ausgerichtet werden. „Wir glauben fest an die Filiale. Gleichzeitig müssen wir heute jeden Quadratmeter Fläche auf den Prüfstand stellen“, so die Konzernchefin.
Gerry Weber zählt mit insgesamt rund 2100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den großen Konzernen im Bereich Damenoberbekleidung. Gründer Gerhard Weber (1941-2020) baute das Unternehmen in den 1970er und 80er Jahren in Halle/Westfalen auf. Seine offensive Wachstumsstrategie scheiterte jedoch in den 2010er Jahren. Im Zuge eines Insolvenzverfahrens übernahmen 2019 britische und amerikanische Investoren den Konzern.
wsp