
„Schilderwechsel“
Vor 50 Jahren hat die Gebietsreform kommunale Grenzen verschoben. Das Münsterland feiert mit einem Kunstprojekt.
Sieben Monate lang haben sich Künstlerinnen und Künstler aus der Region mit dem Jubiläum beschäftigt. Vom 7. bis 11. Mai präsentieren sie an mehreren Orten ihre Projekte die den „Schilderwechsel“ von 1975 als einschneidende Erfahrung beleuchten. „Die lokalen Präsentationen machen erfahrbar, wie stark die Gebietsreform bis heute nachwirkt und wie kreativ die Auseinandersetzung damit sein kann“, sagt Projektleiterin Laura Säumenicht vom Kulturbüro Münsterland.
Gebietsreform als Kriminalfall
Sarah Giese, Christoph Tiemann und Johannes Kraas haben rund um die Neuordnung der Kommunen den fiktionalen True-Crime-Podcast „Die Einkreisung“ entwickelt. Inspiriert wurde das Hörstück von Geschichten aus Borken und Bocholt. Erstmals zu hören ist der fast wahre Kriminalfall voller lokaler Eigenheiten zum Auftakt der Präsentationswoche am 7. Mai im Zentrum FARB in Borken.
Die Videokünstlerin Nicola Dicke hat Zeitzeugen im Kreis Coesfeld nach persönlichen Erfahrungen mit der Gebietsreform befragt. Ihre Geschichten hat sie in Trickfilme verwandelt und mit historischen Kreiskarten kombiniert. Die Filme wurden wiederum an mehreren Orten präsentiert und um weitere persönliche Geschichten erweitert. Die so entstandene filmische Kartografie wird am 8. Mai auf Burg Vischering in Lüdinghausen von der Künstlerin präsentiert.

Die Künstlerin Nikola Dicke präsentiert ihre „Mapping Stories“ an der Burg Vischering in Lüdinghausen. Foto:: Münsterland e.V./Philipp Fölting
Der „Schilderwechsel“ war vor 50 Jahren sehr umstritten. Viele Bürgerinnen und Bürger protestierten gegen die Eingemeindung ihrer Orte in die nächstgelegene Großstadt oder die Bildung von Landkreisen. Chryssa Tsampazi macht die Stimmen von damals in ihrer Echo-Performance „Aktion Bürgerwille neu“ wieder hörbar; zu erleben am 9. Mai in Münster an der Ecke Windthorststraße/Promenade. David Loscher und Sina Ebell beleuchten in ihrem Essayfilm „Wege im Kreis – 50 Jahre Gebietsreform“ die gesellschaftlichen Auswirkungen der kommunalen Grenzverschiebung im Kreis Steinfurt. Die Filmpremiere wird am 10. Mai im Heimatverein Greven gefeiert. „Be-/Ent-/Grenzung“ lautet der Titel von Mini-Dramen, die Stefanie Bockermann gemeinsam mit Jugendlichen aus Warendorf, Lengerich und Ostbevern erarbeitet hat. Es geht um Heimatgefühl, Schutzschilder und Freiheit. Zu sehen am 11. Mai im Sophiensaal in Warendorf.
Alle Infos zu „Schilderwechsel“ gibt es auf hier. Mehr zur Gebietsreform lesen Sie im WESTFALENSPIEGEL 01/2025 und hier.
wsp