23.08.2024

Schlechte Erntebilanz

Die Getreideernte in Westfalen ist in diesem Jahr schlecht ausgefallen. Viel Regen und wenig Sonne führten zu deutlich geringeren Erträgen.

In der Region sind in diesem Jahr insgesamt 2,1 Millionen Tonnen Getreide geerntet worden, das sind fast 20 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Der Hektarertrag lag bei 67,2 Dezitonnen, das sind knapp zehn Prozent weniger als 2023. Fast die Hälfte der diesjährigen Ernte entfiel mit 0,932 Tonnen auf Weizen, dabei dominierte der Winterweizen,  die anbaustärkste Getreideart in NRW. Beim Sommerweizen, der jedoch nur einen Anteil von 41.900 Tonnen hat, wurde rund fünfmal mehr geerntet als im Vorjahr. Gleichzeitig hat sich die Anbaufläche für Getreide verkleinert. In Westfalen schrumpfte diese seit 2023 um 11,3 Prozent auf 319.100 Hektar. Landesweit wurden 3,03 Tonnen Getreide geerntet. Regenreiche Winter- und Frühjahrsmonate und wenig Sonne führten zum niedrigsten Ernteertrag seit Anfang der 1990er Jahre. 

Normaljahre sind die Ausnahme

NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen sprach bei der Vorstellung der Ernteergebnisse von einem herausfordernden Anbaujahr für Landwirtinnen und Landwirte: „Mit wechselhaftem Wetter und den damit verbundenen Herausforderungen konnten Bäuerinnen und Bauern schon immer umgehen. Sorgen dagegen bereiten uns vor allem der immer stärker spürbare Klimawandel mit zunehmenden und oft andauernden Wetterereignissen. Diese beeinträchtigen die Landwirtschaft zunehmend.“ Inzwischen können man „eigentlich gar nicht mehr von Normaljahren sprechen“, so Gorißen.

Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, berichtete von schwierigen Aussaatbedingungen im vergangenen Herbst und Winter: „Weil viele Flächen nicht mit dem Traktor befahrbar waren, konnte nicht überall dort, wo es ursprünglich geplant war, Winterweizen ausgesät werden. Ein Teil dieser Fläche wurde im Frühjahr ersatzweise mit Sommergetreide bestellt. Das führte dazu, dass sich die Anbaufläche von Sommerweizen in diesem Jahr fast vervierfacht hat und die von Sommergerste mehr als verdoppelte.“ Werring warnte allerdings vor Panikmache. Der Weltmarkt sei durch die Ertragslage in großen Exportnationen wie Russland, Ukraine, Nord- und Südamerika sowie Australien gut versorgt. Preissteigerungen seien daher nicht zu erwarten. „Keiner braucht Angst zu haben, dass er nicht satt wird“, betonte Werring gegenüber dem WDR.

Bei der Kartoffelernte und im Obstanbau sind die Aussichten aber auch nicht gut. Schlechte Pflanzbedingungen sowie die Kraut- und Knollenfäule als Folge der nassen Witterung haben zu teilweise hohen Ausfällen bei der Kartoffelernte geführt. Der Kälteeinbruch Ende April setzte unter anderem der Apfelblüte zu. Nach vorläufigen Schätzungen hat sich damit die Erntemenge bei den Äpfeln gegenüber dem Vorjahr nahezu halbiert.

wsp

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