Ministerin Mona Neubaur in Hamm mit Holger Kreetz (Uniper, links), Jürgen Olbrich, (Firma Buhlmann, Mitte) und Andreas Betzler (Mannesmann Line Pipe, rechts). Foto: Salzgitter AG
09.08.2022

Schritte zu mehr Unabhängigkeit

Der Chemiepark in Marl ist unabhängig von russischem Erdgas. Auch in Hamm wird an der Versorgungssicherheit gearbeitet. 

Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann hatte im März angesichts des Ukraine-Kriegs deutlich vor einem möglichen Gas-Lieferstopp Russlands gewarnt. Käme es am größten deutschen Standort des Chemiekonzerns, dem Chemiepark Marl, zum Ausfall von Gaslieferungen, hätte dies weitreichende Folgen für die deutsche Industrie bis hin zur Arzneimittelproduktion. Nun gibt Evonik Entwarnung. „Die Energieversorgung an unseren europäischen Standorten ist auch für den Fall eines Gasstopps aus Russland weitgehend gesichert“, so Kullmann.

Im neuen Gaskraftwerk am Standort Marl werde nun Flüssiggas („Liquified Petroleum Gas“) statt Erdgas zur Energieerzeugung genutzt. Außerdem werde das Kohlekraftwerk, das eigentlich 2022 stillgelegt werden sollte, weiter laufen. Für das Klima ist das jedoch ein großer Rückschritt: Durch die ursprünglich geplante Umstellung von Kohle auf Gas könnten bis zu einer Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gespart werden, hieß es 2019 beim Baustart des neuen Gaskraftwerks im Chemiepark. Das klimaschädliche Gas gerät also vorerst weiterhin die Atmosphäre.

Stahlrohre aus Hamm für LNG-Terminals

In Hamm werden im Auftrag des Stahlhändlers Buhlmann bei der Mannesmann Line Pipe GmbH Stahlrohre produziert, um die neuen LNG-Terminals des Gasimporteurs Uniper in Wilhelmshaven an das deutsche Gasleitungsnetz anzuschließen. Die 800 Tonnen Stahlrohre sind für eine 3,3 Kilometer lange Gashochdruckleitung vorgesehen. Das Terminal zum Anlanden von Flüssiggas in Wilhelmshaven soll möglichst noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, um unabhängig von russischen Erdgaslieferungen zu werden.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer informierte sich in Hamm über die Fertigung der Stahlrohre. „Das technische Knowhow aus Nordrhein-Westfalen ist gefragter denn je und unverzichtbar für die großen Herausforderungen der Energie- und Klimawende. Mit Stahlrohren Made in NRW leistet das Mannesmann Line Pipe Werk nicht nur einen Beitrag für den schnellen Bau des LNG-Terminals in Wilhelmshaven, sondern auch für die Gasversorgungssicherheit in Deutschland.“ 

Die Mannesmann Line Pipe GmbH gilt als Spezialist für längsnahtgeschweißte Stahlrohre. In den Werken Hamm und Siegen mit insgesamt 350 Beschäftigten fertigt das Unternehmen der Salzgitter AG für Kunden aus der ganzen Welt. 

wsp

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