
Schrottimmobilien: Gelsenkirchen will härter durchgreifen
Gelsenkirchen will entschiedener gegen Schrottimmobilien vorgehen. Die Stadt richtet eine zentrale Stelle ein, um Kompetenzen und Fachkenntnisse zu bündeln. Zudem will Oberbürgermeister Frank Baranowski härter durchgreifen, wenn Eigentümer ihre Häuser verwahrlosen lassen.
340 Gebäude sind in Gelsenkirchen aktuell als Problemimmobilien identifiziert. Die Stadt will in Zukunft unter anderem mit Vorkaufsrechten und Instandsetzungsgeboten auf Eigentümer einwirken, die nicht anders zu erreichen sind. „Seit vielen Jahren sind diese Gebäude Schandflecke in Gelsenkirchen. Wir wollen diesen Zustand nicht hinnehmen und wehren uns seit Jahren dagegen. Aber es ein mühsamer Kampf, die Eigentümer zum Handeln zu bewegen. Deshalb werden wir nun den vollen zur Verfügung stehenden Rechtsrahmen ausnutzen. Konkret: Wir schrecken auch vor Rückbaugebot und Enteignung nicht zurück. Dafür stellen wir die Verwaltung nun noch schlagkräftiger auf“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski. Der Rat soll demnächst über eine Vorkaufsrechtssatzung entscheiden.
Das Thema Schrottimmobilien bewegt die Ruhrgebietsstädte bereits seit einigen Jahren. Verwahrloste Wohngebäude stellen in einigen Fällen wegen baulicher und hygienischer Mängel eine Gefahr für die Bewohner dar. Zudem wird befürchtet, dass sich die Problemhäuser negativ aus das Umfeld auswirken.
Schrottimmobilie wird Vorzeigeobjekt
Im Kampf gegen die Problemhäuser gehen die Städte unterschiedlich vor. Die Stadt Hamm hat sich als eine der ersten Ruhrgebietskommunen intensiv mit den Schrottimmobilien befasst. Aktuell sind dort 70 Immobilien wegen Vermüllung oder Verstößen gegen die Bauordnung unter Beobachtung. Über eine Stadtentwicklungsgesellschaft wurden bereits zehn problematische Gebäude aufgekauft. Die meisten davon wurden abgerissen, da eine Sanierung aufgrund des schlechten Zustands nicht wirtschaftlich sinnvoll war. Aus einer früheren, besonders auffälligen Schrottimmobilie soll nun ein Vorzeigeobjekt werden. Das Mehrfamilienhaus wurde 2017 aufgekauft und abgerissen und das Grundstück an einen Investor verkauft. Im kommenden Jahr sollen die ersten Mieter in die 30 neu gebauten barrierefreien Wohnungen einziehen.
112 Problemhäuser in Dortmund
Die Stadt Dortmund hat zurzeit 112 städtebauliche Problemhäuser erfasst. Dabei setzt die Stadtverwaltung auf die Strategie „Fördern, Fordern, Zwang“. Erster Schritt ist die Beratung von Eigentümern zu Förderprogrammen für eine Sanierung. Sind freiwillige Angebote nicht erfolgreich, werden Modernisierungen angeordnet und es folgt unter Umständen die Ankündigung, dass die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch macht. Das zeige dann meist Wirkung, berichtet ein Sprecher der Stadt Dortmund.
Fünf Problemimmobilien hat die Stadt in den vergangenen Jahren angekauft; teilweise wurde das mit Fördermitteln des Landes finanziert. Erfolge seien bereits sichtbar, berichtet die Stadt. So seien zwei ehemalige Schrotthäuser inzwischen saniert und vollständig vermietet.
wsp
Einen Hintergrundartikel zu diesem Thema lesen Sie im WESTFALENSPIEGEL 04/2017 und hier.