24.01.2017

Schrottimmobilien: Land NRW unterstützt Städte beim Abriss

Westfalen (wh). Verwahrloste Häuser, gefährliche Baumängel und illegale Matratzenlager: Gerade im Ruhrgebiet klagen Städte wie Gelsenkirchen, Dortmund und Hamm über sogenannte Schrottimmobilien. Die einzige effektive Lösung solcher Probleme scheint in vielen Fällen der Abriss.

Das Land NRW unterstützt die Kommunen ab diesem Jahr mit dem neuen "Modellvorhaben Problemimmobilien im Kontext der Zuwanderung aus Südosteuropa". Sie erhalten Fördermittel, um den Erwerb sowie einen Abriss oder eine umfangreiche Sanierung zu finanzieren. Hintergrund ist, dass die betroffenen Häuser vor allem an Wanderarbeiter und Familien aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien vermietet werden.

In Hamm hat der Kampf gegen die Schrottimmobilien bereits seit mehreren Jahren eine hohe Priorität. Denn die Problemhäuser sind nicht nur ein Schandfleck. Vielmehr macht sich im Umfeld der "Trading-Down-Effekt" bemerkbar: Die Verwahrlosung strahlt auf weitere Häuser ab, Leerstände und Angsträume sind die Folge. Um diesem Problem konsequent zu begegnen, gründete die Stadt Hamm vor rund zwei Jahren eine Stadtentwicklungsgesellschaft, die sich auf den Ankauf und Abriss heruntergekommener Gebäude in sogenannten Multiproblemlagen konzentriert. Finanziert wird diese Arbeit mit mehr als fünf Millionen Euro auch von den Bürgern durch eine Erhöhung der Grundsteuer B. Das Modellprojekt des Landes soll diese Arbeit nun mit etwa einer Million Euro pro Jahr weiter unterstützen.

Die Stadt Dortmund hat bereits 2008 das Thema Problemhäuser in den Fokus genommen, geht jedoch einen anderen Weg als Hamm. Vorrangiges Ziel seien der Erhalt und die Sanierung der Gebäude, berichtet der Leiter des Wohnungsamtes, Thomas Böhm. Dies sei auch immer wieder gelungen, unter anderem mit Unterstützung von Investoren oder auch durch Stiftungsprojekte, erzählt er. Bis aus dem Problemhaus ein Vorzeigeobjekt wird, sei es in vielen Fällen aber ein langer Weg, erschwert unter anderem durch unklare Eigentumsverhältnisse. Es kann sich aber lohnen, ist Böhm überzeugt: "Es handelt sich teilweise um sehr schöne Altbauten, die schnell wieder vollständig vermietet wurden."

Ein Balanceakt bleibt der Erwerb der Schrottimmobilien trotzdem. Denn eine Stadt muss die Eigentümer solcher Gebäude ausfindig machen und kann sie nicht zum Verkauf zwingen. In aller Regel zahlt sie ihnen einen marktüblichen Preis. Mehrere hunderttausend Euro sind bei Mehrfamilienhäusern üblich, zeigt die Erfahrung in Hamm.

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