Gesamtschule Münster Mitte, entworfen von bka Bleckmann + Krys architekten. Fotografie: Andreas Gnegel, Espendiller + Gnegel
04.09.2020

„Schulbauten haben immer eine herausragende Bedeutung“

In Münster soll in Zukunft in der Regel auf Architektenwettbewerbe verzichtet werden, wenn Schulen, Kitas oder Sporthallen gebaut werden. Das sieht ein Antrag im Rat der Stadt Münster vor. Die Architektenkammer NRW protestiert.

In der Begründung der CDU und SPD Ratsfraktionen heißt es, dass Planungsprozesse bei Schulen und Kitas sowie bei Sporthallen beschleunigt werden müssen. Es solle nicht länger über „Bauzeitverlängerungen und Kostenüberschreitungen“ debattiert werden. „Mit dem weitgehenden Verzicht auf Architektenwettbewerbe tragen wir diesen Herausforderungen Rechnung“, heißt es in dem Antrag aus der Ratssitzung vom 26. August. Die Entscheidung wurde vertagt.

Die Architektenkammer NRW hält dieses Argument für nicht berechtigt. „Es ist schlichtweg Unsinn, dem bewährten Instrument ‚Wettbewerb‘ die bei öffentlichen Bauten oftmals festzustellenden Termin- und Kostenüberschreitungen anzulasten, da diese ebenso bei anders vergebenen Planungsaufträgen auftreten“, sagt Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW, in einer Stellungnahme. 

Der Münsteraner Architekt Stefan Schopmeyer, Sprecher des Bezirkswettbewerbsbeirats der Architektenkammer, spricht von „Herzblut und Bürokapital“, das Architekten regelmäßig in Wettbewerbe investieren. Nicht nur sogenannte Leuchtturmprojekte, sondern auch kleine Bauprojekte würden von einem breiten Spektrum an Lösungsvorschlägen in Wettbewerben profitieren.

„Wettbewerbsverfahren disziplinieren“

Bislang habe die Stadt Münster beim Bau von Schulen, Kitas und Sporthallen in vielen Fällen Wettbewerbe ausgeschrieben, und sei mit dieser Praxis erfolgreich, sagt Architekt Jan Schüsseler, der in der Geschäftsstelle der Architektenkammer NRW für Vergabeverfahren zuständig ist. Zahlreiche qualitätsvolle und ausgezeichnete Bauwerke, die im Rahmen von Wettbewerben entwickelt wurden, sprächen für sich. Das Argument, dass eine Ausschreibung eines Vergabeverfahren gegenüber dem Wettbewerb schneller und preisgünstiger ablaufe, kann er nicht nachvollziehen: „Unsere Erfahrung ist, dass das Wettbewerbsverfahren die Beteiligten diszipliniert: Die Aufgabe muss gut beschrieben werden, es gibt feste Termine und schließlich gut vergleichbare Planungsergebnisse.“

Architektenwettbewerbe sollen im Schul-, Kita- und Sportbereich nur noch ausgeschrieben werden, wenn es sich um Bauten an „bedeutenden stadtarchitektonischen Stellen“ handelt, heißt es im Antrag der Mehrheitsfraktionen im Stadtrat in Münster. Jan Schüsseler von der Architektenkammer stellt hierzu fest: „Das läuft ins Leere. Schulbauten haben immer eine herausragende Bedeutung; städtebaulich, als auch für die Gesellschaft.“

aki/ wsp

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