Schulraum fehlt
Nach den Sommerferien startet der letzte „G8“-Jahrgang an Gymnasien in NRW in Richtung Abitur. Die Umstellung stellt die Kommunen vor Herausforderungen.
Im Schuljahr 2026/27 wird es erstmals wieder neun statt acht Jahrgangsstufen an Gymnasien In Nordrhein-Westfalen geben. Damit werden dann rund 42.000 Schülerinnen und Schüler zusätzlich in der gymnasialen Oberstufe lernen; rund 3300 zusätzliche Lehrkräfte werden dafür benötigt. Schon vor einem Jahr haben die Kommunen sogenannte Bündelungsgymnasien eingerichtet. Diese sollen Schülerinnen und Schüler auffangen, die zum Beispiel von der Realschule auf ein Gymnasium wechseln oder auch solche, die eine Klasse wiederholen müssen. Sie standen vor der Herausforderung, dass es bedingt durch die Umstellung kein erstes Jahr der gymnasialem Oberstufe gab. So richtete beispielsweise die Stadt Bielefeld zwischen zwei bestehenden Gymnasien ein Modulgebäude ein, das nach dem Baukastenprinzip errichtet wurde. 105 Schülerinnen und Schüler sollen dort im neuen Schuljahr unterrichtet werden – jene, die ansonsten Schwierigkeiten gehabt hätten, ihre Schullaufbahn an einem Gymnasium fortzusetzen.
42.000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler
Eine Herausforderung für die Kommunen wird vor allem das Schuljahr 2026/27 werden. Die Umstellung führt dann dazu, dass erstmals wieder neun statt acht Jahrgänge an den Gymnasien unterrichtet werden. Daher werden laut Prognosen des NRW-Schulministeriums rund 42.000 Schülerinnen und Schüler zusätzlich die Oberstufe der öffentlichen Gymnasien besuchen. 3300 zusätzliche Lehrkräfte sind dafür notwendig. Diese werden bereits seit dem Schuljahr 2020/21 schrittweise über sogenannte Vorgriffsstellen an die Schulen geholt. Ein Großteil davon ist aktuell jedoch noch an andere Schulformen abgeordnet. Für die größere Anzahl an Schülerinnen und Schülern sind auch mehr Räume notwendig. Hierfür sind die Kommunen als Schulträger verantwortlich. So plant zum Beispiel die Stadt Münster, ein Gymnasium um ein Stockwerk aufzustocken. „Bei allen innerstädtischen Gymnasien ist die Umstellung von G8 auf G9 eine Herausforderung, weil Räume fehlen, aber wenig Platz für bauliche Erweiterungen vorhanden ist“, erklärt Arno Minas, Dezernent für Wohnungsversorgung, Immobilien und Nachhaltigkeit bei der Stadt Münster, mit Blick auf die insgesamt rund 1300 zusätzlichen Schülerinnen und Schüler, die 2026/27 in Münster ein Gymnasium besuchen werden.
Um die Kosten zu schultern, die für den benötigten Schulraum im Rahmen der G8/G9-Umstellung entstehen, hat die Landesregierung den Städten und Gemeinden insgesamt 518 Millionen Euro zugesichert. „Das Geld wird in mehreren Tranchen ausgezahlt, bislang haben die Kommunen für die Jahre 2022 bis 2024 insgesamt 259 Millionen Euro als finanziellen Ausgleich für bauliche Investitionen erhalten“, teilte das Schulministerium gegenüber der Nachrichtenagentur dpa mit. Insgesamt verlaufe die 2019/20 eingeläutete Wiedereinführung der neunjährigen Schulzeit an Gymnasien gut organisiert und „geräuschlos“, schlussfolgern sowohl der NRW-Schulstaatssekretär Urban Mauer als auch die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Sabine Mistler, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Annette Kiehl, wsp