Rund um den 10. Mai fanden wieder Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare statt. Foto: #liebegewinnt
12.05.2022

Segen für alle Liebende

Zum zweiten Mal haben katholische Priester bundesweit gleichgeschlechtliche Paare gesegnet – trotz eines Verbotes aus dem Vatikan.

Bundesweit lud die Aktion #liebegewinnt zu mehr als 80 Segnungsgottesdiensten ein. Einige Gemeinden in Westfalen beteiligten sich. In Ahaus spendete zum Beispiel Pfarrer Stefan Jürgens allen Paaren, die teilnehmen wollten, den Segen. „Ich mache bei diesen Aktionen mit, weil ich Christ und Seelsorger bin. Ich möchte die Liebe Gottes allen Menschen bringen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung“, sagt Jürgens, der auch einer der Initiatoren des Aktionsbündnisses ist.

Schon 2021 fanden bundesweit mehr als 100 Segnungsgottesdienste statt. Damals waren die Segnungen schwuler und lesbischer Paare Thema in Medien rund um die Welt, hatte der Vatikan doch zu Beginn des vergangenen Jahres die Segnung queerer Paare noch verboten. „ Die Einstellung der katholischen Kirche zur Homosexualität ist von veralteten naturrechtlichen Vorstellungen sowie einer falschen Bibelexegese beeinflusst. Die Kirche muss humanwissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen und kann deshalb auch die gelebte Homosexualität nicht mehr als Sünde bezeichnen“, sagt Jürgens.

Segensfeiern sollen selbstverständlich werden

Wunsch der #liebegewinnt-Initiatoren ist es, dass im kommenden Jahr Segensfeiern in Deutschland selbstverständlich seien, wie es auch Präsidentin des Zentralrates der Katholiken Irme Stetter-Karp im Deutschlandfunk forderte, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses. Daran arbeitet auch der „Synodale Weg“, ein Reformprozess der von der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit dem ZdK organisiert wird.

Rund um den 10. Mai fanden wieder Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare statt. Foto: #liebegewinnt

Rund um den 10. Mai fanden wieder Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare statt. Foto: #liebegewinnt

Pfarrer Jürgens ist nicht davon überzeugt, dass dieses Gremium dazu geeignet ist, wirkliche Veränderungen anzustoßen: „Es ist möglich, dass der Synodale Weg zu einer theologischen und spirituellen Offenheit führt. Auch wird es wahrscheinlich zu einer Gewaltenteilung kommen, bisher regierten die Bischöfe wie Monarchen. Ansonsten werden alle Beschlüsse des Synodalen Weges vermutlich in einer römischen Sackgasse enden. Außer Spesen nichts gewesen, viel Papier und Frust. Mehr erwarte ich eigentlich nicht.“

„Stets willkommen“

Der Geistliche möchte daran mitarbeiten, dass sich „gleichgeschlechtliche und queere Paare in der katholischen Kirche insgesamt und in ihrer eigenen Pfarrgemeinde stets willkommen fühlen, sich dort engagieren und geistlich leben können. Unserer Kirche wünsche ich mehr Offenheit und das Ernstnehmen verschiedener Lebensmodelle. Gottes Schöpfung ist bunt, das Leben der Menschen ist bunt. Wo es Liebe und Treue gibt, sollte die Kirche sich am Glück der Menschen mitfreuen, statt ihnen unsinnige Vorschriften zu machen.“

jüb/wsp

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