30.07.2020

Sparkassen sagen mehr Kredite zu

Die 57 Sparkassen in Westfalen-Lippe haben Selbständigen und Unternehmen im ersten Halbjahr neue Kredite in Höhe von 6,45 Milliarden Euro zugesagt. Das waren fast 28 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Liane Buchholz. Foto: SVWL

Die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Liane Buchholz. Foto: SVWL

„Der Angebots- und Nachfrageschock, der durch die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung entstanden ist, stellt viele Unternehmen und Selbstständige nach wie vor vor große Probleme. Es fehlt Liquidität. Die Sparkassen helfen den Unternehmen seit Beginn der Krise, diese Phase so gut wie möglich bewältigen zu können“, so die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL), Prof. Dr. Liane Buchholz.

1,24 Milliarden Euro der zugesagten Kredite an Unternehmen entfielen auf KfW-Förderdarlehen. Daneben wurde über die westfälisch-lippischen Sparkassen in 107.000 Fällen die NRW-Soforthilfe in Höhe von 1,13 Milliarden Euro ausgezahlt, teilt der Sparkassenverband Westfalen-Lippe mit. Zudem seien bei 18.900 gewerblichen Kunden Tilgungsleistungen mit einem Volumen von 321 Mio. Euro ausgesetzt worden.

Mehr Kredite für Privathaushalte

Auch bei den Privathaushalten wurden in der Region deutlich mehr Kredite zugesagt: Treiber für das Plus von 12,6 Prozent auf 4,16 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum war jedoch weniger die Corona-Pandemie, als vielmehr die  ungebrochen starke Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten. Die Darlehenszusagen für Immobilien und Immobilienmodernisierung stiegen laut SVWL um 17,2 Prozent auf 3,48 Milliarden Euro.

Sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte haben in den ersten sechs Monaten des Jahres ihren Einlagenbestand aufgestockt. Ein Indiz für eine deutlich vorsichtigere Einstellung beim Sparverhalten. „Unsere Kunden haben Geld auf die hohe Kante legen können, das sie infolge des Lockdowns nicht ausgeben konnten. Außerdem sind viele Menschen vorsichtiger geworden: Die Sparquote der Privathaushalte in Deutschland dürfte infolge der Corona-Krise von 10,9 Prozent im Vorjahr auf voraussichtlich 15,6 Prozent in diesem Jahr ansteigen“, sagte Buchholz.

Ersparnisse auf Rekordniveau

Große Zuwächse verzeichnete auch das Wertpapiergeschäft. Hier nutzten die Privatkunden den pandemiebedingten Kursrutsch. Vor allem im April und Mai stieg die Nachfrage nach Wertpapieren stark an, so der Sparkassenverband. Der Umsatz (Summe aus Käufen und Verkäufen der Kunden) stieg um 50,5 Prozent auf 6,56 Milliarden Euro an. Der Nettoabsatz (Differenz zwischen Käufen und Verkäufen) legte um 115,3 Prozent auf 893 Millionen Euro zu.

Rekorde werden derzeit bei den Ersparnissen der Privatkunden erreicht. Diese stiegen um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und summierten sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf 3,64 Milliarden Euro. Das waren 91,4 Prozent mehr als im Durchschnitt der drei Vorjahre, teilt der Sparkassenverband mit.

wsp

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