Die neuen Funde wurden bei Ausgrabungen auf dem Vorplatz der Höhle geborgen. Die Fachleute haben dabei Schicht für Schicht abgetragen. Foto: LWL
06.06.2023

Spektakulärer Fund an der Blätterhöhle

Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) haben bei Ausgrabungen an der Blätterhöhle in Hagen die bisher ältesten Überreste des modernen Menschen in Westfalen gefunden.

Die entdeckten Zähne, Zahn- und Unterkieferfragmente seien rund 12.000 Jahre alt und stammten zum einen von einem etwa sieben Jahre alten Kind sowie von einem Erwachsenen, so der LWL. „Bei den Funden handelt es sich um die ersten Reste des altsteinzeitlichen Homo sapiens in Westfalen. Die Funde stammen aus einem ungestörten Schichtzusammenhang, wie die Fachleute sagen, da sie bei regulären Ausgrabungen geborgen wurden“, erklärt Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL. Die Funde zeigten, dass die Blätterhöhle ein bedeutender archäologischer Fundort ist und gefördert und intensiv untersucht werden müsse, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des LWL und selbst Archäologin: „Wir haben jetzt Antworten auf einige Fragen bekommen, dafür sind andere aufgekommen: Wurde das Kind dort beerdigt oder ist es bei einem Unfall gestorben.“

Blätterhöhle als wahre Fundgrube

Wie die Ausgrabungsexperten des LWL erläutern, stammten die menschlichen Knochenreste aus einer „ausgesprochenen Kaltphase“ des Klimas, der Zeit der letzten Rentierjäger, der sogenannten Ahrensburger Kultur. Bisher wurden keine weiteren menschlichen Knochen in der Nähe der Fundstelle entdeckt. Im August sollen die Grabungen an der Blätterhöhle weitergehen. Die Archäologen hoffen dann, weitere Überreste zu finden.

In der Blätterhöhle sind schon mehrfach menschliche Knochen gefunden worden, seit sie 1983 vom Arbeitskreis Kluterthöhle e. V. entdeckt wurde. Zum ersten Mal im Jahr 2004. Seither gibt es immer wieder Grabungen. Dabei wurden bislang insgesamt menschliche Reste von fünf Individuen aus einem frühen Abschnitt der Mittelsteinzeit (vor 11.200 bis 10.700 Jahren) und von sechs oder sieben Individuen aus der späten Jungsteinzeit (vor 6.000 bis 5.000 Jahren) geborgen, so der LWL.

wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Kultur, Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin