Spiegelbild des dörflichen Lebens
2316 Dörfer gibt es in Westfalen-Lippe. Ein neuer Forschungsbericht schildert die Lebenswirklichkeit im ländlichen Raum.
38 Prozent aller Menschen in Westfalen leben in Dörfern, das sind rund 3,2 Millionen. Davon sind etwa 2,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Dörfern im engeren Sinne zu Hause, also Ortschaften mit bis zu 15.000 Einwohnern, die als eigenständige Siedlungen in der Landschaft erkennbar sind. Daneben gibt es rund 670.000 Menschen, die in Ortschaften mit bis zu 15.000 Einwohnern leben, die jedoch in urbanen Ballungsräumen, liegen, zum Beispiel im Ruhrgebiet. Das sind meist ehemalige dörfliche Gründungen, die heute eher Stadtteilen ähneln. Neben der Statistik hat der Verfasser der Studie, Prof. Dr. Ulrich Harteisen von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen, auch die Lebenswirklichkeit der Dorfbewohner untersucht. In zahlreichen Interviews wird gezeigt, wie Menschen ihre täglichen Herausforderungen meistern, aber auch versuchen, die dörflichen Anliegen in Politik und Verwaltung zu positionieren.

Präsentierten die Bücher auf dem Westfalentag in Dortmund: Dr. Rudolf Grothues (v.l./Geschäftsführer der Kommission), Prof. Dr. Ulrich Harteisen (Projektbearbeiter und Autor), Dr. Georg Lunemann (Direktor des LWL) und Dr. Silke Eilers (Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes und Mitglied des Wissenschaftlichen Projektbeirats). Foto: Dirk Paßmann
Vorgestellt wurde der Abschlussbericht „Dörfer in Westfalen-Lippe – Bestandsaufnahme und Situationsanalyse“ von der Geographischen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) auf dem 68. Westfalentag in Dortmund. „Die Ergebnisse zeigen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Menschen in Westfalen-Lippe in dörflichen Strukturen lebt und damit die dörfliche Gemeinschaft sowie die Nähe zur Natur genießt“, sagt LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann. Sie seien bereit, Nachteile wie schlechte Verkehrsverbindungen, Bevölkerungsrückgänge und den Rückzug von Infrastruktureinrichtungen in Kauf zu nehmen. „Das wesentliche Element, um ein Dorf lebenswert zu erhalten, ist das ehrenamtliche Engagement. Und das gilt es weiterhin und noch stärker zu fördern“, so Dr. Lunemann.
Das Forschungsprojekt wurde unterstützt von der LWL-Kulturstiftung und der Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost im Rahmen des Jubiläumsjahres „1250 Jahre Westfalen“. Auftraggeber und Koordinator war die Geographische Kommission für Westfalen des LWL. Das Buch „Dörfer in Westfalen“ ist zum Preis von 18 Euro im Verlag Aschendorff erschienen.
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