Spuren der Stoffe
Die Kunsthalle Osnabrück feiert ihr 30-jähriges Bestehen mit einer spektakulären Installation. Der Aktionskünstler Ibrahim Mahama hat ein leerstehendes Warenhaus verhüllt.
Mit der Ausstellung „Transfer(s)“ widmet sich Ibrahim Mahama der Leinengeschichte der Stadt Osnabrück. Er untersucht die historischen Handelsrouten zwischen Osnabrück und dem afrikanischen Kontinent und die Auswirkungen des Welthandels auf Ghana. Mit handgewebten ghanaischen Baumwollstoffen und recycelten Jutesäcken hat er das ehemalige Galeria-Kaufhof-Gebäude in der Innenstadt verhüllt. Die lange Geschichte des Hauses als Einzelhandelsstandort trifft somit auf Fragen nach globalen Handels- und Machtverhältnissen.
Mahama hat bereits zahlreiche Gebäude verhüllt, darunter das Nationaltheater in der ghanaischen Hauptstadt Accra und die Kasseler Torwache im Rahmen der documenta 14-Ausstellung. Die Installation des international renommierten Künstlers in Osnabrück ist nicht nur ein Beitrag zum Jubiläum der 1993 eröffneten Kunsthalle, sondern auch zum Festjahr 375 Jahre Westfälischer Friede, das in Münster und Osnabrück gefeiert wird.
Wichtige Textilregion Westfalens
So knüpft Mahama an die historische Bedeutung der Stadt als eine der wichtigsten Textilregionen Westfalens an, unter anderem für Leinengewebe, dass unter dem Namen „true Born Osnabrughs“ bekannt wurde und dessen Produktion bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Dieses Leinen wurde auch als Tauschmittel für Gefangene aus den Küstenregionen Afrikas und zur Herstellung von Kleidung für die auf den Plantagen der Westindischen Inseln tätigen Zwangsarbeiter verwendet.
Die Ausstellung „Transfer(s)“ beinhaltet neben der Installation in Osnabrück auch ein begleitendes Programm im Savannah Centre for Contemporary Art in Tamale (Ghana) im Herbst. Mahama hat das Kunstzentrum in seiner Heimatstadt gegründet.
Weitere Jubiläen in Osnabrück
In Osnabrück werden in diesem Jahr neben 375 Jahre Westfälischer Friede mehrere Jubiläen gefeiert. Das Felix-Nussbaum-Haus wird 25 Jahre. Am 10. September eröffnet dort die Ausstellung „#nichtmuedewerden – Felix Nussbaum und künstlerischer Widerstand heute“. Bereits im Juni wurde der 125. Geburtstag des Dicherts Erich Maria Remarque gefeiert. Ein neu erschienener Reiseführer „Osnabrück: Rathaus, Erich Maria Remarque-Friedenszentrum und Felix-Nussbaum-Haus“ ist in diesen Einrichtungen sowie im Buchhandel erhältlich und informiert über die Geschichte der Gebäude.
aki, wsp