Der Austausch zwischen jungen Menschen war und ist ein wichtiger Bestandteil von Städtepartnerschaften. Analoge Treffen sind seit Beginn der Pandemie aber nicht möglich. Foto: Sebastian Bernhard/pixelio.de
26.03.2021

Kompetenz für Städtepartnerschaften

Neue Wege für lebendige Städtepartnerschaften will die Netzwerkstelle für Städtepartnerschaften in NRW aufzeigen. Die Landesregierung hat die Auslandsgesellschaft mit dem Aufbau des Büros in Dortmund beauftragt. 

Die Netzwerkstelle wolle als „positive Spinne im Netz“ wirken, fasst ihr Leiter Dr. Kai Pfundheller das Ziel zusammen und erklärt: „Wir informieren Kommunen in Sachen Städtepartnerschaften, bringen die Akteure in Kontakt und zeigen Beispiele für gelungene Projekte. Gerade in kleineren Kommunen gibt es einen Bedarf an Beratung, um Städtepartnerschaft lebendig zu halten und Schwerpunkte zu setzen.“

Das Thema Städtepartnerschaften hat in den vergangenen Jahren eine zusätzliche neue Bedeutung erhalten, hat Pfundheller beobachtet: „Durch den Brexit wurden Austauschprogramme ausgesetzt. Umso wichtiger werden Städtepartnerschaften, um Verbindungen zwischen Deutschland und Großbritannien zu stärken. Das gilt sowohl für die Kommunalpolitik und Wirtschaft als auch für Kontakte zwischen Initiativen und Bürgern.“

„Städtepartnerschaften erfahren eine Renaissance“

Ehrenamtlicher Leiter der NRW-Netzwerkstelle ist Wolfram Kuschke, Staatsminister a.D. und früherer Regierungspräsident in Arnsberg. Der WESTFALENSPIEGEL hat mit ihm über seine neue Aufgabe gesprochen:

Herr Kuschke, wie steht es um die Städtepartnerschaften in NRW?
Partnerschaften mit europäischen oder internationalen Städten gibt es praktisch überall, selbst in kleinen Gemeinden. Ob auf offizieller Ebene oder auch inoffiziell durch Kooperationen von Vereinen und Initiativen. Das finde ich bemerkenswert. Diese Beziehungen sollten stärker genutzt und gefördert werden.

Viele Städte und Gemeinden in Westfalen haben Partnerschaften mit britischen Städten. Geschlossen wurden die Verbindungen häufig in der Nachkriegszeit. Foto: Tim Reckmann / pixelio.de

Viele Städte und Gemeinden in Westfalen haben Partnerschaften mit britischen Städten. Geschlossen wurden die Verbindungen häufig in der Nachkriegszeit. Foto: Tim Reckmann / pixelio.de

Die Partnerschaften gelten mitunter als Relikt aus der Nachkriegszeit.
Viele Partnerschaften, zum Beispiel zwischen Städten in NRW und Großbritannien, sind in der Nachkriegszeit entstanden. Hier standen ursprünglich Themen wie Frieden und Versöhnung im Mittelpunkt. Im Laufe der Jahre ist dieses Thema in den Hintergrund gerückt und um einige Verbindungen wurde es ruhiger. In den letzten Jahren haben Städtepartnerschaften jedoch eine Renaissance erfahren, gerade auch in Zeiten des Brexits.

Wieso gerade nun?
Mit dem Brexit sind verschiedenste Projekte, die über viele Jahre etabliert waren, weggebrochen, darunter Austauschprogramme für junge Menschen. Hier gibt es ein großes Interesse daran, auf kommunaler Ebene zusammenzuarbeiten und neue Angebote zu entwickeln. Auch bei anderen Themen sieht man: Wo es Krisen und Konflikte zwischen Staaten gibt, können Beziehungen zwischen den Städten viel bewirken. Die Städtediplomatie ist inzwischen mehr als eine Vision. Oberbürgermeister wie Thomas Westphal aus Dortmund unterstützen das und setzen das bereits um.

Wolfram Kuschke. Foto: Auslandsgesellschaft

Wolfram Kuschke. Foto: Auslandsgesellschaft

Wie kann die Netzwerkstelle hier unterstützen?
Wir sehen, dass es vielerorts vorbildliche Projekte gibt. Zum Beispiel ist die münsterländische Gemeinde Saerbeck mehrfach ausgezeichnet für das Engagement in Sachen Klimaschutz. In den Verwaltungen gibt es jedoch nicht immer genügend Mitarbeiter, die sich darum kümmern können, solches Wissen mit anderen Städten zu teilen. Hier wollen wir unterstützen, um Menschen und Wissen zusammenzubringen. 

Persönliche Begegnungen sind zurzeit kaum möglich. Was bedeutet das für die Städtepartnerschaften?
Digitale Treffen oder Stammtische per Videokonferenz finden inzwischen regelmäßig statt. Auf diesem Weg kann man sicherlich einiges auffangen. Auf der anderen Seite leiden Bereiche wie Kultur, Sport und Jugend schon sehr unter den Einschränkungen. Hier spürt man: Die persönliche Begegnung ist nicht nur notwendig, sondern auch reizvoll.

Interview: Annette Kiehl, wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Gesellschaft, Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin