Bei der Abschlussveranstaltung im Marta Herford wurde der Staffelstab von der Regional 2022 OWL an die Regionalen 2025 in Südwestfalen und im Bergischen RheinLand übergeben. Auf der Bühne waren (von links): Björn Böker (OWL GmbH), Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling, Ministerpräsident Hendrik Wüst, Ministerin Ina Scharrenbach, Landrat Jürgen Müller (Vorsitzender UrbanLand Board Regionale 2022), Landrat Marco Voge (Aufsichtsratsvorsitzender Südwestfalen GmbH), Dr. Stephanie Arens (Leiterin Regionale 2025 Südwestfalen), Annette Nothnagel (Leiterin Regionale 2022 OWL) und Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk (stv. Vorsitzender UrbanLand Board Regionale 2022). Foto: OWL GmbH, Stefan Sättele
15.12.2022

Stärken ausgespielt

62 Projekte, 180 Millionen Euro öffentliche Mittel für Ostwestfalen-Lippe und bislang mehr als 25 Millionen Euro private Investitionen – so lautet die Bilanz der Regionale 2022 in Ostwestfalen-Lippe.

Zum Abschluss des Präsentationsjahres des Strukturförderprogramms lobte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: In „Ostwestfalen-Lippe hat die Regionale 2022 ihre Stärken ausgespielt: sie hat viele nachhaltige Projekte angestoßen, regionale Kräfte zusammengeführt, interkommunale Expertise gebündelt und Mittel zusammengelegt mit dem Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse in der gesamten Region zu schaffen und jungen Menschen eine Zukunft in der Region zu ermöglichen.“

Mit dem Motto „Das neue UrbanLand“ stand die Vernetzung von Großstädten und ländlichen Regionen im Fokus der Regionale 2022 in OWL. Ein wichtiges Thema dabei: die Zukunft des Bauens und Wohnens. In Großstädten wie Bielefeld, Gütersloh und Paderborn ist Wohnraum knapp und teuer, auf dem Land fehlen hingegen alternative Wohnangebote neben dem klassischen Eigenheim. Die Regionale 2022 hatte es sich da zum Ziel gesetzt, Modelle für zukunftsfähiges Wohnen zu präsentieren, erklärt deren Leiterin Annette Nothnagel: „Eines der Anliegen ist, nicht in gewohnten Vorstellungen von Einfamilienhäusern für Familien oder Apartments für Singles zu verharren, sondern attraktive Wohnformen zu schaffen, die sich flexibel an die Bedürfnisse anpassen. Das gilt auch für neue Nachbarschaften in den kleinen Städten auf dem Land.“ 

Entwicklung von ehemaligen Kasernengeländen

Ein großes Thema dabei sind ehemalige Kasernengelände, zum Beispiel die „Alanbrooke Barracks“ in Paderborn. Das rund 18 Hektar große Areal wurde 2016 vom britischen Militär freigezogen, 2023 sollen dort die Bagger anrollen. 800 Wohnungen sind in den denkmalgeschützten Kasernengebäuden und in Neubauten geplant; ein Drittel davon wird nach sozialen Kriterien vergeben. Aufgrund der Lage nahe der Paderborner Innenstadt biete das Gelände hervorragende Möglichkeiten, um dringend benötigten Wohnraum in einem urbanen Umfeld zu schaffen, sagt Claudia Warnecke, Technische Beigeordnete der Stadt Paderborn.

Außerdem will die Stadt kleine Gewerbebetriebe ansiedeln und wirbt auch um Kultur- und Kreativschaffende, die dazu beitragen könnten, das neue Stadtviertel lebendig zu gestalten. Nothnagel sieht das „Alanbrooke“-Areal in Paderborn oder auch vergleichbare Quartiere wie „Mansergh“ in Gütersloh oder „Rochedale“ in Bielefeld als „Labore und Modelle für zukunftsfähiges und nachhaltiges Bauen und Wohnen“ – Nachahmer aus anderen Regionen sind hier ausdrücklich erwünscht.

Neue Wohnkonzepte auf dem Land

Auch im kleineren Maßstab werden in Ostwestfalen-Lippe neue Ideen für Bauen und Wohnen erprobt. So ist in Espelkamp Ende 2021 das „Welcomehaus“ eröffnet worden. Entwickelt wurde das Wohnprojekt zusammen mit lokalen Unternehmen, die immer wieder Probleme haben, im Kreis Minden-Lübbecke passende Wohnungen für junge Fach- und Führungskräfte zu finden. Das „Welcomehaus“ umfasst 15, teilweise möblierte Wohnungen, Gemeinschaftsräume, eine Dachterrasse und auch Serviceangebote für die Mieter. Es soll die Unternehmen im Wettbewerb um Mitarbeiter unterstützen. Denn die wollen nicht unbedingt gleich ein Eigenheim erwerben, wenn sie für einen Job in die Region ziehen. 

Der Richterhaus in Nieheim wurde aufwändig saniert und um einen Anbau ergänzt. Foto: Stadt Nieheim

Das Richterhaus in Nieheim wurde aufwändig saniert und um einen Anbau ergänzt. Foto: Stadt Nieheim

Wie Baudenkmäler mit einer neuen Nutzung dazu beitragen können, eine Kleinstadt zu vitalisieren, zeigt das Richterhaus in Nieheim. Das 1701 erbaute Fachwerkgebäude stand viele Jahre leer und drohte zu verfallen. Fachgerecht saniert und durch einen Anbau erweitert, bietet es seit Juni 2022 Platz für die Volkshochschule, die Kinder- und Jugendarbeit sowie eine Tagespflege für Senioren. Das „Richterhaus der Generationen“ wurde von der Regionale als Projekt ausgezeichnet; dadurch konnte die Stadt Nieheim auf Fördergelder für die aufwendige Instandsetzung und den Umbau zugreifen.

Nicht nur das unmittelbare Umfeld soll von dem Schmuckstück im Ortskern profitieren. Vielmehr soll es über Nieheim hinaus wirken, erklärt die Regionale-Leiterin: „Es gibt in vielen Ortschaften jahrhundertealte Gebäude, die jedoch seit langem leerstehen. In Nieheim ist nun sichtbar, wie ein solches Haus denkmalgerecht saniert und erhalten werden kann, so dass es mit neuen Nutzern zu mehr Leben im Stadtkern beiträgt.“

Annette Kiehl, wsp

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