Sternekoch liebt Rinderroulade: Björn Freitag über Koch-Apps, die Gourmetmetropole Dorsten und sein Lieblingsrestaurant
Dorsten (wh). Er ist "Der Vorkoster" im WDR-Fernsehen, verpflegt die Schalke-04-Fußballprofis und darf sich seit zehn Jahren "Sternekoch" nennen: Björn Freitag zählt mit seinem Restaurant "Goldener Anker" in Dorsten zu den westfälischen Spitzenköchen. Für Nachahmer seiner Kochkunst hat er die Smartphone-Application "Björn Freitag Sterne-Snacks" veröffentlicht. Mit Videoanleitungen soll das Programm bei komplizierten Küchenmanövern helfen. Im Interview mit "Westfalen heute" spricht Freitag über den Sterne-Segen, die Gourmetmetropole Dorsten und sein ganz persönliches Leibgericht.
Herr Freitag, Sie werden meist als "der Sternekoch" vorgestellt. Ist der Michelin-Stern für Sie der entscheidende Erfolgsfaktor?
Björn Freitag: Ich bin ja auch Fernsehkoch, und da ist es schon etwas Besonderes, wenn man seit zehn Jahren einen Stern hat. Das spricht für eine gewisse Bodenständigkeit. Da sehen die Leute, dass man nicht nur vor der Kamera gut reden und Gemüse schnibbeln kann, sondern auch im eigenen Restaurant kocht.
Wie gut muss man kochen können, um selbst Ihre "Sterne-Snacks" herzustellen?
Freitag: Sterneküche bedeutet nicht automatisch, dass es aufwendig sein muss. Sondern Sterneküche heißt auch, dass die Produkte perfekt abgestimmt und abgeschmeckt sind. Von daher denke ich, dass meine "Sterne-Snacks" sehr gut nachkochbar sind. In der "Sterne-Snacks"-App stelle ich die schwierigen Schritte der Rezepte in kurzen Videos vor und wenn man sich das ein paar Mal anschaut, dann ist das in Ergänzung zum Kochbuch auch eine Hilfe.
In Westfalen gibt es sechs Restaurants mit Michelin-Sternen. Mit dem Restaurant Rosin und Ihrem "Goldenen Anker" befinden sich gleich zwei davon in Dorsten. Schlägt hier das kulinarische Herz der Region?
Freitag: Ich glaube, es ist ein Zufall, dass Frank Rosin und ich in derselben Stadt so ambitioniert kochen. Aber es ist toll, dass wir in Dorsten zu zweit sind, dadurch hat die Stadt gourmettechnisch einen ganz anderen Stellenwert. Das ist schon eine Ausnahmestellung. Und dann muss man auch sehen, dass Dorsten eine sehr schöne Wohnstadt ist und dort Leute leben, die sehr essensaffin sind. Gerade in der Woche sind die Dorstener für das Restaurant ganz wichtig, denn der Sterne-Tourismus findet eher am Wochenende statt. Deshalb will ich im Restaurant auch gar keine Schwellenangst mit Flüsteratmosphäre erzeugen, da achte ich sehr darauf.
Ist das in der Region besonders notwendig?
Freitag: Viele sagen, dass im Ruhrgebiet schlechter gegessen wird als woanders, aber das stimmt nicht. Ich bin durch meine Mutter mit so viel Ruhrgebietsküche groß geworden und das ist alles lecker und toll. Klar ist der Anteil von Pommesbuden im Ruhrgebiet höher als in Baden-Württemberg oder Bayern, aber im Großen und Ganzen sind die Menschen hier auch sehr offen für gehobene Küche.
Wie schätzen Sie denn die kulinarische Versorgung in ganz Westfalen ein?
Freitag: Natürlich hat Dorsten eine Ausnahmestellung. Aber ich sehe, dass in Westfalen ein Umdenken stattfindet " auch in der gutbürgerlichen Küche. Dort greifen viele Köche zum Beispiel nicht mehr zu Convenience-Produkten, sondern machen eine frische und ehrliche Küche.
Wo gehen Sie selber gerne essen?
Freitag: Bei mir um die Ecke in Bottrop-Feldhausen ist der Gasthof Berger, wo ich sehr gerne bin. Das ist eine ehrliche, einfache Küche, die zum Teil schon ambitioniert ist, aber auch gemütlich. Eben westfälisch gemütlich. Beruflich gehe ich ja oft mit Hummer und Jakobsmuscheln um. Privat bin ich dann mal froh, wenn ich irgendwo alltägliche Gerichte, wie eine gebratene Blutwurst zum Bier essen kann. Oder Rinderroulade " die kann ich jeden Tag essen.
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