Das "Still-Leben" am 18. Juli 2010 auf der A40 bei Bochum. Foto: Ruhr2010/Udo Geisler
17.07.2020

„Still-Leben“ auf der A40

Tango an der Ausfahrt Wattenscheid, Blasmusik vor dem Westfalenstadion und Skat am Kreuz Dortmund-Nordwest: Vor zehn Jahren wurde auf der A40 das wahrscheinlich größte Straßenfest der Welt gefeiert.

Das „Still-Leben“ war einer der Höhepunkte im Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010. Taubenzüchter und Yogakurse, Trommelgruppen und Sportvereine, Hobbyköche und Ortsverbände aller Art kamen aus dem Ruhrgebiet und von weiter her zusammen und nahmen auf den zwei Autobahnspuren Platz. 20.000 Tische hatten rund 3000 ehrenamtliche Helfer zuvor über Nacht aufgebaut. Ungefähr zwei Millionen Menschen feierten mit. Auf der Gegenfahrbahn Richtung Osten durfte zeitgleich alles fahren, was Räder hat, aber keinen Motor. Eine weitere Million Menschen, so die Schätzungen, war hier unterwegs.

Die damalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit Oliver Scheytt (links) und Fritz Pleitgen. Foto: Ruhr.2020/Thomas Berns

Die damalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit den Ruhr.2010-Geschäftsführern Oliver Scheytt (links) und Fritz Pleitgen. Foto: Ruhr.2010/Thomas Berns

Auf einen „Gründungsmoment für das moderne Ruhrgebiet“ hat Fritz Pleitgen, neben Oliver Scheytt Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH, damals gehofft. Das „Still-Leben Ruhrschnellweg“ zählt heute zum kollektiven Gedächtnis mit Ausstrahlung weit über das Ruhrgebiet hinaus. Zu den Projekten und Institutionen, die durch die Kulturhauptstadt angestoßen wurden, gehören zum Beispiel die Urbanen Künste Ruhr, das Netzwerk der Ruhrkunstmuseen und die Ruhrbühnen. Auch der „Tag der Trinkhallen“, der „!Sing – Day of Song“ oder auch die „Ruhr Games“ haben ihren Ursprung in diesem Jahr.
Ein spürbares Echo entfaltete die Kulturhauptstadt darüber hinaus auf die touristische Wahrnehmung der einstigen industriellen Herzkammer Deutschlands, berichtet die Ruhr Tourismus GmbH zehn Jahre nach dem „Still-Leben“.

„Ruhr.2010 hat in einzigartiger Weise die Region nach außen dargestellt und auch nach innen einen großen Beitrag zur Bewusstseinsänderung in der Region selbst geleistet“, sagt Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH. „Seither hat der Tourismus hier – auf noch bescheidenem Niveau – geradezu einen Boom erlebt. Und wer damals auf der Autobahn feierte, wandert heute mit großer Selbstverständlichkeit über die kunstvoll gestalteten Halden, radelt über ehemalige Bahntrassen und weiß um das kreative Potenzial dieser Metropole, die sich nach dem Abschied von der Kohle neu erfunden hat.“

Als nächstes großes Projekt nimmt das Ruhrgebiet die Internationale Gartenausstellung 2027 in den Fokus. Die „IGA“ soll die Städtelandschaft Ruhrgebiet in das weltgrößte Gartenfestival verwandeln.

wsp

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