Die Landesregierung sucht nach einer Region für den zweiten Nationalpark in NRW. Foto: Bröker, wsp
07.09.2023

Suche nach zweiten Nationalpark

Die Landesregierung hat die Suche nach einem zweiten Nationalpark eröffnet. Kommunen, Verbände und Bürger können ihre Region vorschlagen.

Mehrere Gebiete kämen in Frage, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) bei der Vorstellung des angestoßenen Findungsprozesses. Darunter sind auch mehrere Regionen in Westfalen, etwa das Ebbegebirge, der Rothaarkamm, der Arnsberger Wald oder auch die Egge östlich von Paderborn. Die Bedingungen, ob eine Region Nationalpark werden kann, sind im Bundesnaturschutzgesetz vorgegeben. Demnach müssten die Gebiete großräumig sein. Zudem müsse ein Großteil der Fläche Naturschutzgebiet sein und eine natürliche Dynamik ermöglichen.

In einem ersten Schritt könnten Bürgerinnen und Bürger, aber auch Kommunen und Verbände ihr Interesse an einem Nationalpark bekunden. Diese Phase reicht bis ins erste Quartal 2024. Anschließend wird es ein formales Antragsverfahren zum Beispiel des betreffenden Kreises geben. In einem dritten Schritt erfolgt die formale Ausweisung des Nationalparks nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Das gesamte Verfahren wird voraussichtlich bis Ende 2024 dauern.

Förderung in Aussicht gestellt

Übersichtskarte über Naturräume in NRW. Karte: NRW-Umweltministerium

Übersichtskarte über Naturräume in NRW. Karte: NRW-Umweltministerium

Mit der Ausweisung einer Region zum Nationalpark seien erhebliche wirtschaftliche Impulse verbunden, wirbt NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Gerade für die Beschäftigung im ländlichen Raum. Sie stellt zudem eine Förderung in Aussicht. So seien beispielsweise in den bisher einzigen Nationalpark in NRW, dem Nationalpark Eifel, etwa 7,5 Millionen Euro investiert worden.

Bei dem jetzt angestoßenen Verfahren wolle man auch auf die Skepsis und Sorgen der privaten und kommunalen Land- und Forstwirte eingehen, sagte Landeslandwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU). „Es gebe viele Fragen nach dem Leben mit einem Nationalpark“, so die Ministerin. Können benachbarte Flächen noch für Windenergie genutzt werden? Was bedeutet eine Nationalparkausweisung für die Holz- und Sägeindustrie im Land? Zudem machen sich Landwirte Sorgen, dass sich Schädlinge, die sich im Nationalpark ungehemmt ausbreiten können, auf ihren angrenzenden Felder niederlassen. „Wir nehmen die Bedenken sehr ernst. Nur wenn es eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung gibt, lässt sich ein zweiter Nationalpark realisieren“, so Gorißen.

Widerstand der Bevölkerung

Dass es ein schwieriges Unterfangen werden kann, zeigt ein Blick nach Ostwestfalen. Dort gibt es seit langen Streit um einen möglichen Nationalpark Egge. Von vielen Naturschutzverbänden wird die Region als bestmöglich geeignet angesehen. Doch bereits vor zehn Jahren scheiterten die Nationalparkpläne dort am Widerstand der Bevölkerung.

Im Koalitionsvertrag hat die schwarz-grüne Landesregierung vereinbart, einen zweiten Nationalpark in NRW einzurichten. Aus diesem Anlass hat sie nun den Findungsprozess gestartet. Sollte es keine Interessenten geben, steckt die Koalition in einem Dilemma. Minister Krischer stellt klar: „Wir machen ein Angebot. Gegen den Willen der Bevölkerung werden wir keiner Region einen Nationalpark überstülpen.“

Jürgen Bröker, wsp

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