30.08.2011

Szene Westfalen: Jan Skudlarek zählt zu den erfolgreichsten jungen Dichtern

Westfalen (wh). Jan Skudlareks Gedichte kommen ohne Reime aus und brechen grammatikalische Regeln: Sie sind verrätselt, widersetzen sich den gängigen Erwartungen an die Lyrik und entwickeln vielschichtige Szenen des Lebens im 21. Jahrhundert. Das macht den 25-jährigen Westfalen zu einem Ausnahmetalent unter den jungen deutschen Lyrikern. Der gebürtige Hammer wird am 3. September mit dem Westfälischen Förderpreis zum Ernst-Meister-Preis ausgezeichnet. Außerdem ist er GWK-Förderpreisträger und erhielt kürzlich ein Arbeitsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen.
Skudlarek ist ein Sprachforscher und Erfinder: Er sammelt interessante Verse, notiert außergewöhnliche Formulierungen und forscht nach neuen Metaphern " stets auf der Suche nach dem "sprachlichen Kick", wie er es nennt. So entstehen Texte, die sich dem schnellen Verständnis versperren und gewohnte Assoziationen ins Leere laufen lassen, aber dafür neue Perspektiven eröffnen. Mit Blick auf Details beschreiben sie Gefühle, Momente von Beziehungen und das Lebensgefühl in der Großstadt: Kunstvoll, aber nie prätentiös, melancholisch ohne Befindlichkeitsschau und mit frischem Blick. So beschreibt er in dem Gedicht "kabeltrommel" einen Moment der Sprachlosigkeit: "(…) nichts rollt sich ab von der kabeltrommel sprache. doch langsam können wir eine handvoll vergleiche enteisen (…)."
"Ich versuche, Gedichte zu schreiben, die ich selbst gern mag, die mich als Leser überzeugen", sagt Skudlarek. Jedoch sind seine Ansprüche hoch: Zu den Vorbildern des Westfalen zählen Lyriker der Moderne, wie der österreichische Dichter Georg Trakl oder Paulus Böhmer, der mit seinen epischen Großgedichten zu den außergewöhnlichen deutschen Autoren gehört.
Seine Texte veröffentlicht Skudlarek regelmäßig in Literaturmagazinen, bald erscheinen sie außerdem in einer Anthologie junger westfälischer Lyrik, die im Sic-Literaturverlag herausgegeben wird.
"Mir gefällt das Vielfältige und Metaphorische der Lyrik. Innovative Sprachbilder und Metaphern zu entwickeln, die man nicht gleich auflösen kann", schildert der 25-Jährige den Reiz, den diese literarische Form auf ihn ausübt.
Mit 20 Jahren begann er, Gedichte zu schreiben. "Wie jemand der sich für Musik interessiert, und dann selbst eine Band gründet", erklärt Skudlarek. Dass seine Leidenschaft aber unter Gleichaltrigen nicht ganz gewöhnlich ist, sei ihm klar: "Die meisten denken bei Gedichten an drögen Unterrichtsstoff. Aber gleichzeitig interessieren sich viele Jugendliche für Popmusik, gerade auch für deutsche Popmusik wegen der Texte. Und das kann dann auch eine Form von Lyrik sein."
Der in Westfalen und Spanien aufgewachsene Lyriker verfolgte seine Leidenschaft neben einem Lehramtsstudium an der Universität Münster und promoviert nun vom neuen Wohnort Berlin aus in Philosophie. Schließlich beurteilt er die Aussichten, einmal allein von der Dichtkunst leben zu können, ganz nüchtern: "Die schriftstellerische Tätigkeit als Hauptberuf anzustreben, wäre wohl etwas riskant " um einmal zu untertreiben."

Achtung Redaktionen: Im Download-Bereich unserer Website finden Sie ein Pressefoto von Jan Skudlarek und ein Gedicht.

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