
Tatorte im Sauerland
Eine Studioausstellung im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne zeigt Forschungsergebnisse zu den Morden an Zwangsarbeitern in Westfalen am Ende des Zweiten Weltkrieges.
Dabei legt die Ausstellung „Ermordet, verscharrt, verdrängt – Zeugnisse von Kriegsverbrechen im Arnsberger Wald“ den Fokus auf drei Tatorte im Sauerland. Dort haben Angehörige der Wehrmacht und SS im März 1945 insgesamt 208 sowjetische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erschossen. Anschließend verscharrten sie die Leichen mitsamt den persönlichen Gegenständen der Opfer im Wald. Nach Kriegsende entdeckten die Alliierten die Massengräber. Sie betteten die menschlichen Überreste der Opfer um. Die mit den Toten vergrabenen Gegenstände blieben aber im Boden zurück.

Freilegung von in den Gräbern belassenen Tragen, von denen eine in der Ausstellung zu sehen ist. Foto: LWL/M. Baales
Geborgen wurden diese Objekte im Rahmen von Grabungsarbeiten in den Jahren 2018 und 2019 durch LWL-Archäologen. Etwa 200 dieser Alltagsgegenstände, die viel über die vorwiegend weiblichen Opfer erzählen, sind in Herne zu sehen. „Der LWL nimmt mit seinen Forschungen und seiner Ausstellung eine gesellschaftliche Verantwortung an. Wir erleben seit einigen Jahren die Verharmlosung der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur. Gerade aber die Mordaktionen sind beispielhaft für einen Teil unserer Geschichte, dem wir uns stellen müssen“, sagt der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann.
Ergänzung der Ausstellung „Modern Times“
Die Studioausstellung ergänzt die aktuelle Sonderausstellung „Modern Times“ zur Archäologie der Moderne im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne. Eröffnet wird die Schau mit einem Vortrag von Historikern und LWL-Archäologen, die einen Überblick über die historischen Ereignisse, die Geschichte der Erinnerungskultur an die Taten sowie über die Funde aus den archäologischen Ausgrabungen geben. Der Vortrag beginnt am 11. Januar um 19 Uhr. Die Studioausstellung ist danach bis zum bis 3. März zu sehen.
wsp
Mehr zu den Ausgrabungsarbeiten und den Ergebnissen der Forschung lesen Sie auch in unserem Archivbeitrag NS-Verbrechen im Sauerland: LWL gräbt nach Spuren der Gräueltaten