25.05.2020

Telemedizin für Gefängnisinsassen

In sieben Gefängnissen in Nordrhein-Westfalen soll die ärztliche Versorgung mit Hilfe von Videotechnik getestet werden, darunter in Attendorn, Bielefeld-Senne, Herford, Werl und Hamm. 

Mit der telemedizinischen Versorgung breche eine „neue Ära ärztlicher Versorgung für die Gefangenen“ an, sagte NRW-Justizminister Peter Biesenbach bei der Vorstellung des auf 18 Monate angelegten Tests. Durch die Telemedizin werde die ärztliche Versorgung der Insassen im Justizvollzug erheblich verbessert. Denn es ist zunehmend schwieriger Ärzte zu finden, die in den Anstalten arbeiten wollen, daher ist nur eine begrenzte Zahl an Sprechstunden möglich.

So ist es zum Beispiel noch nicht gelungen, die seit etwa 18 Monaten vakante Stelle des aus dem Kölner Tatort bekannten Anstaltsarztes Joe Bausch in Werl neu zu besetzen. Man wolle aber eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung, so der Minister. Spezielle Geräte machen zum Beispiel die Übertragung des Herzschlags oder eine genaue Untersuchung der Haut der Gefangenen möglich.

Zeit und Geld sollen eingespart werden

Das Projekt ist schon vor der Corona-Pandemie geplant worden. Gerade in Corona-Zeiten biete die Telemedizin aber eine gute und sichere Möglichkeit die Distanz zwischen Patient und Arzt ohne Gefahr zu überbrücken, teilte Biesenbach mit. Insgesamt stellt der Telemedizin-Dienstleister „A+Videoclinic“ aus Hamburg, der den Zuschlag für das Projekt erhalten hat, rund 60 Ärzte ab, um eine Versorgung innerhalb weniger Sekunden gewährleisten zu können.

Der Minister verspricht sich von dem Projekt einiges. So soll die Telemedizin Zeit und Personal durch den Wegfall von Artsbesuchen außerhalb einer JVA bringen und damit auch Geld einsparen. Auch die Sicherheit soll erhöht werden, da zahlreiche Besuche bei Ärzten außerhalb der Gefängnisse überflüssig werden. Außerdem schließe die Tele eine Lücke der medizinischen Versorgung hinter Gittern, so der Minister. Denn die Medizin per Bildschirm könne auch für die Behandlung von psychisch Erkrankten eingesetzt werden.

Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, soll es nach der 18-monatigen Testphase auf alle 36 JVAs im Land ausgeweitet werden.

jüb/wsp

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