12.03.2020

Telemedizin: Modellprojekt scheitert am Datenschutz

Mit dem Digitalen Gesundheitstreff plant der Kreis Soest ein bundesweites Modellprojekt im Kampf gegen den Ärztemangel. Die Eröffnung musste nun verschoben werden. Ein Knackpunkt ist der Datenschutz.

Der Digitale Gesundheitstreff sollte in Bad Westernkotten telemedizinische Sprechstunden mit Gesundheitsdienstleistungen vor Ort kombinieren. Hintergrund des Modellprojektes, das von der Bundesregierung gefördert wird, ist der Ärztemangel in Südwestfalen. So gibt es in Bad Westernkotten keinen Hausarzt mehr, Patienten müssen nach Erwitte fahren. 

„Wir haben den Digitalen Gesundheitstreff gemeinsam mit Hausärzten entwickelt“, sagt Marcel Frischkorn von der Wirtschaftsförderung Kreis Soest, die in dem Projekt Regie führt. Die Pläne sahen vor, dass Patienten in der Einrichtung per gesicherter Videoverbindung mit ihrem Hausarzt in Kontakt treten können, zum Beispiel, um einen Therapieverlauf zu besprechen. Zusätzlich sollten medizinische Fachangestellte zum Beispiel den Blutdruck messen oder auch Blut abnehmen, um Werte zu ermitteln. „Unser Ziel ist es, speziell älteren Bürgern den Weg zum Arzt in die nächste Stadt in einigen Fällen zu ersparen“, erklärt Frischkorn.

Mit dem Digitalen Gesundheitstreff wollte der Kreis Soest Neuland betreten und ein Modellprojekt für die gesundheitliche Versorgung in ländlichen Regionen schaffen. Der geplante Eröffnungstermin am 1. April scheiterte jedoch am Datenschutz. Als problematisch erwies sich gerade der Umgang mit Patientendaten, die bei Untersuchungen vor Ort anfallen, zeigte ein Rechtsgutachten. 

„Innovativ und richtig“

„Der digitale Gesundheitstreffpunkt ist innovativ und richtig, scheitert aber aktuell leider an unlösbaren rechtlichen Hürden. Da ist der Gesetzgeber gefragt, denn solche Konzepte könnten in vielen Kommunen bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wirksam helfen. Allzu starre und unrealistische Rechtsvorgaben behindern die Bemühungen für eine bessere ambulante medizinische Versorgung. Deshalb hoffen wir auf Korrekturen durch den Gesetzgeber“, kommentierte der Erwitter Bürgermeister Peter Wessel. 

Gemeinsam mit den Hausärzten soll nun zunächst ein praktikabler Projektansatz entwickelt werden, der den rechtlichen Anforderungen entspricht.

wsp

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