Tourismuszahlen brechen ein
Die Tourismusbranche verzeichnete im vergangenen Jahr historische Tiefststände. Sowohl die Zahl der Gäste als auch die der Übernachtungen ging deutlich zurück.
In den westfälischen Tourismusregionen Münsterland, Teutoburger Wald, Sauerland, Siegerland-Wittgenstein und Ruhrgebiet kamen zwischen 41 (Sauerland) und rund 57 Prozent (Ruhrgebiet) weniger Gäste als im Vorjahr. Die Zahl der Übernachtungen sank zwischen 32,8 im Sauerland und rund 50 Prozent im Ruhrgebiet.
Im Jahresdurchschnitt steht das Sauerland damit bei der Verlusten deutlich besser da als die anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen. Doch im Dezember wurden die Einbußen durch den ausbleibenden Skitourismus dort besonders deutlich. Allein im letzten Monat des Jahres ging die Zahl der Gäste im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent zurück, die der Übernachtungen um 78 Prozent.
Zahlen wie vor 35 Jahren
Wie das Statistisches Landesamt IT.NRW mitteilt, verbuchten die Beherbergungsbetriebe und Campingplätze landesweit mit rund elf Millionen Gästen und 28,5 Millionen Übernachtungen so niedrige Ergebnisse wie seit 30 bzw. 35 Jahren nicht mehr. Das waren 54,9 Prozent weniger Besucher und 46,5 Prozent weniger Übernachtungen als 2019. Dabei ging die Zahlen der aus dem Ausland stammenden Gäste besonders deutlich um rund 67 Prozent zurück.
Auffällig ist zudem ein Stadt-Land-Gefälle. So teilt die Ruhr Tourismus GmbH mit, dass in den Städten der Einbruch der sogenannten MICE–Branche (Meeting, Incentive, Congress, Event) sowie des Kulturtourismus für ein nahezu komplettes Erliegen des touristischen Aufkommens gesorgt habe. Dies betreffe nicht nur den Übernachtungs-, sondern auch den Tagestourismus.
„Der enorme Einbruch der Übernachtungszahlen ist Corona-bedingt erwartet und erklärbar. Dennoch muss man bei solchen Daten erst einmal kräftig schlucken“, sagte auch Martin Knabenreich, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing. Die wirtschaftlichen Folgen des Übernachtungsrückgangs seien indes an vielen Stellen in der Stadt zu spüren. „Denn laut einer Studie aus 2019 gibt ein Übernachtungsgast im Schnitt 136 Euro pro Tag in der Stadt aus. Bei einem Rückgang von 375.559 Übernachtungen sind der Bielefelder Wirtschaft im vergangenen Jahr rund 51 Millionen Euro entgangen“, rechnet Martin Knabenreich vor.
Auch ländliche Regionen betroffen
Doch auch die ländlichen Regionen verzeichneten ein deutliches Minus. So gab es im Münsterland ebenfalls historische Verluste. „Es war lange abzusehen, aber jetzt haben wir es schwarz auf weiß: die Tourismuszahlen in unserer Region sind durch die Corona-Pandemie dramatisch eingebrochen. Ein großer Rückschlag für die sehr positive Tourismusentwicklung der letzten 30 Jahre“, sagt Michael Kösters, Generalbevollmächtigter und Bereichsleiter Tourismus bei der regionalen Management-Organisation Münsterland e.V. „Bei 927.591 Ankünften mit einem Minus von 47,2 Prozent gegenüber 2019 und 2.405.394 Übernachtungen mit einem Minus von 40,2 Prozent liegen wir auf der Nachfrageseite bei Werten wie etwa 1990.“
Noch kein Optimismus für 2021
Die Prognosen der Branche bleiben eher skeptisch. Er sehe noch keine Erholung für das Jahr 2021 auf dem Reisemarkt, so Küsters weiter: „Das begonnene Jahr sieht aktuell noch nicht besser aus. Für das komplette erste Quartal rechnen wir aufgrund des Lockdowns mit sehr niedrigen Zahlen. 2020 war Reisen ja noch bis Mitte März möglich, das ist in diesem Jahr natürlich anders.“
jüb/wsp