Blick über Lügde auf den Osterberg. Foto: Dechenverein
05.04.2023

Traditionelles Oster-Spektakel

In Lügde wird in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum gefeiert: Der Dechenverein, der die Tradition des Osterräderlaufs pflegt, wird 100 Jahre alt.

Im Februar 1923 wurde der Osterdechenverein im lippischen Lügde gegründet. Damals zählte er knapp 70 Mitglieder. Heute sind es mehr als 550 Dechen, die sich rund um den Osterbrauch engagieren. „Davon sind mehr als 60 Prozent jünger als 60 Jahre“, sagt Uwe Tillmanns Sprecher des Vereins. Um den Nachwuchs mache man sich daher keine Sorgen.

Die Tradition des Osterräderlaufs kann sogar bis ins 18 Jahrhundert verfolgt werden. Damals wie heute rollen und springen sechs brennende Holzräder in der Nacht des Ostersonntags den Osterberg in der 10.000 Einwohner zählenden Stadt im Kreis Lippe herunter. Doch schon in der gesamten Karwoche haben die Dechen einiges zu tun. „Zunächst legen wir die Räder in die Emmer, damit sie sich ordentlich mit Wasser vollsaugen und das Feuer gut überstehen“, sagt Tillmanns. Bis zum Gründonnerstag schneiden die Dechen etwa 500 Haselnußruten in der Lügder Flur. Die Ruten sind nötig, damit die Dechen das Roggenstroh, das als Brennmaterial dient, in den Rädern befestigen können, erklärt Tillmanns weiter.

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Am Karsamstag werden die 1,70 Meter hohen und rund 280 Kilogramm schweren Räder wieder aus dem FLuss geholt und auf einem geschmückten Wagen zum Marktplatz gebracht. Dort gibt es am Ostersonntag ein Konzert. Anschließend fahren die Dechen die Räder auf den Osterberg gebracht und stopfen sie mit Roggenstroh. Nach Einbruch der Dunkelheit werden sie nacheinander angezündet und den Berg hinabgestoßen.

Immaterielles Kulturerbe der UNESCO

Auch wenn die Veranstaltung gefährlich aussieht, für die Zuschauer sei sie sicher, sagt Tillmanns. Es gibt Absperrungen, die in ausreichendem Abstand von der Rollstrecke der brennenden Räder liegen. Im vergangenen Jahr konnte der traditionelle Osterräderlauf, der zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt, zum ersten Mal nach zwei Jahren Coronapause wieder stattfinden. Mehrere Tausend Menschen kamen ins lippische Lügde, um sich das Spektakel anzusehen.


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Auch in diesem Jahr rechnet der Dechenverein mit zahlreichen Besuchern. „Die Wettervorhersagen für Sonntag sind gut, dann kommen auch viele Gäste“, ist sich Tillmanns sicher. Er hat noch einen Tipp für Besucher, die zum ersten Mal nach Lügde kommen. Der beste Platz für Neulinge sei ganz unten am Berg. Da habe man das Gefühl, die Räder rollten auf einen zu.

jüb/wsp

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