26.10.2023

„Tragfähige Lösung“ gesucht

Es gibt Rückenwind für die NS-Gedenkstätte Stalag. Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur fordert eine „tragfähige Lösung“ für den umstrittenen Ausbau, machte sie in einem Zeitungsinterview deutlich.

Gerade in Zeiten mit hohen Zustimmungswerten für rechtsextreme Positionen müsse mehr für die Erinnerungskultur und die politische Bildung getan werden, heißt es von der NRW-Wirtschaftsministerin. „Die Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326 kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, so Neubaur in der „Neuen Westfälischen“. Land, Bund und Region sollten gemeinsam eine „tragfähige Lösung“ für Ausbau und Betrieb der Gedenkstätte finden.

Verfahrene Situation

Die Situation ist derzeit verfahren: Im Gütersloher Kreistag wurden die Pläne für die Gedenkstätte am ehemaligen NS-Kriegsgefangenenlager in Schloß Holte-Stukenbrock als überdimensioniert bezeichnet. Die geplanten Betriebskosten in Höhe von rund 400.000 Euro pro Jahr, die der Kreis Gütersloh tragen soll, wurden mit Stimmen der CDU, FW/UWG und AfD abgelehnt. Damit ist das Projekt, für das Bund, Land und LWL bereits umfangreich Fördergelder zugesagt hatten, ins Stocken geraten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat sich in die Diskussion eingeschaltet, um klärende Gespräche mit den Akteuren vor Ort zu führen. Auch NRW-Landtagspräsident André Kuper, Leiter der Lenkungsgruppe für den Stalag-Ausbau, will weiter an einer Umsetzung der Pläne arbeiten. Grundlage für den Ausbau ist eine Machbarkeitsstudie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Am 23. Oktober hatte der Kreistag Minden-Lübbecke für das Projekt votiert und will die Stalag-Gedenkstätte mit zunächst 10.000 Euro jährlich und ab 2030 dann 93.000 Euro jährlich unterstützen.

Unterdessen haben bereits mehr als 35.000 Menschen in einer Online-Petition für die Sicherung der Zukunft des Erinnerungsortes votiert. Darin wird der Kreis Gütersloh aufgefordert, erneut über den Antrag über die zukünftige anteilige Finanzierung der Gedenkstätte zu beraten „und eine positive Entscheidung herbeizuführen“. Initiiert wurde die Petition von dem Bielefelder Historiker Felix Tiemann. Als Ziel der Petition strebt er 50.000 digitale Unterschriften an.

wsp

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