Über Grenzen kriminell
Das Festival „Mord am Hellweg“ präsentiert Stars an ungewöhnlichen Orten.
Katharina Thalbach liest in Witten aus David Safiers heiterem Krimi „Miss Merkel“. Darin ermittelt die Ex-Kanzlerin in der Uckermark. Arne Dahl stellt seine neue Serienheldin vor, Deon Meyer führt in seine mörderische Heimat Südafrika, und natürlich ist Thrillerautor Sebastian Fitzek wieder mit dabei. Die elfte Ausgabe des Krimifestivals „Mord am Hellweg“ vereint große Stars mit spannenden neuen Stimmen. Vom 14. September bis 8. November läuft Europas größtes internationales Krimifestival. Ungewöhnliche Orte gehören schon immer zur Grundidee des Festivals. „Mit Ivar Leon Menger haben wir eine Lesung in der JVA Dortmund, standesgemäß bei Wasser und Brot“, sagt Heiner Remmert, der Leiter des Westfälischen Literaturbüros Unna. „Ein absolutes Highlight wird sicherlich auch die musikalisch begleitete Lesung mit Sven Stricker, dem Autor der „Sörensen“-Krimis, und Bjarne Mädel, dem Hauptdarsteller in deren Verfilmungen, im dann noch nicht ganz fertiggestellten Neubau des Sesekebads in Kamen.“ Und der britische Fantasystar Ben Aaronovitch trifft auf den niederländischen Thrillerautoren Thomas Olde Heuvelt im Dortmunder Junkyard, einem Veranstaltungsort auf einem ehemaligen Schrottplatz.
Mitgründer Herbert Knorr ist bei dieser Festivalausgabe beratend dabei. Sigrun Krauss, Leiterin des Kulturbüros der Kreisstadt Unna, gehört weiterhin zum Leitungsteam des Festivals, das in Zusammenarbeit von Stadt und Literaturbüro gestaltet wird. Heiner Remmert ist neu an der Spitze, hat aber die Grundstrukturen des Festivals belassen. „Mord am Hellweg“ ist tatsächlich eine Erfolgsgeschichte,“ sagt er, „die sich nicht zuletzt dadurch erklärt, dass es neben Bewährtem immer auch Neuerungen und Experimente gegeben hat. Das wird auch diesmal so sein.“ Es bleiben die beliebten Großveranstaltungen mit musikalischer Begleitung und die schnell ausverkauften Nachtwächterführungen durch Unna. Aber das Festival beschreitet auch neue Wege. „Mit Antonia Wesseling haben wir eine Autorin im Programm, die gerade einen ’romantischen Thriller’ geschrieben hat und sehr interessant die Gattung New Adult mit Thrillerelementen kreuzt. In zwei, drei Veranstaltungen verlassen wir auch mal die Fiktion und begeben uns auf das derzeit sehr populäre Gebiet des ’True Crime’“, sagt Heiner Remmert.
Dieser Beitrag ist zuerst in Heft 4/2024 des WESTFALENSPIEGEL erschienen. Möchten Sie mehr lesen? Gerne senden wir Ihnen zwei kostenlose Ausgaben unseres Magazins zu. Hier geht es zum Schnupperabo.
Und auch inhaltlich stellen sich die Krimis den Herausforderungen der Gegenwart. In einem Roman wird eine künstliche Intelligenz ermordet. Oft wird grenzüberschreitend ermittelt. „Mark Fahnert“, erzählt Heiner Remmert, „hat für seine neue Thriller-Reihe eine European Crime Unit erfunden, die es in einer zukünftigen EU vielleicht eines Tages wirklich geben wird. Auch überrascht es nicht, dass das Erstarken rechter politischer Strömungen und generell das Thema Ausländerfeindlichkeit ihren Niederschlag im Gegenwartskrimi finden.“ Das gilt auch und besonders für die neue Anthologie mit Krimi-Kurzgeschichten aus der Hellweg-Region, die den Titel „Verbrechen nebenan“ trägt. Besonders spannend werden auch wieder die internationalen Kriminächte, in denen man mehrere Autorinnen und Autoren aus einem Land erleben kann. Diesmal stehen Spanien und Italien im Fokus. „Mord am Hellweg“ präsentiert viele Krimis aus der Region, ist aber auch ein internationales Festival. Stefan Keim
Weitere Informationen zum Programm von „Mord am Hellweg“ finden Sie hier.