„übrigens würde ich Mährchen mit größter Freude sammeln“
Ein Jugendbrief der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff kommt ins Westfälische Literaturarchiv.
Der Brief vom 27. Juli 1813, auf einem schmalen Papierstreifen notiert und an ihre Stieftante und Freundin Ludowine von Haxthausen gerichtet, gehört zu den frühesten erhaltenen Briefen der westfälischen Dichterin (1797-1848). Droste schrieb ihn auf dem Rückweg von einem Besuch bei ihren Großeltern in Bökendorf. Sie bedenkt darin den Märchensammler Wilhelm Grimm mit einer ironischen Bemerkung: „Grimm sage, es thäte mir herzlich leid, daß er seine Namensveränderung oder Verdrehung so übel genommen hätte, und da es ihm so sehr mißfiele, so wollte ich ihn in Zukunft nicht mehr Unwille sondern Unmuth nennen übrigens würde ich die Mährchen mit größter Freude sammeln, um ihn zu versöhnen.“ Berühmt wurde der Brief durch Karen Duves Roman „Fräulein Nettes kurzer Sommer“, der ihn zitiert, um Drostes angespanntes Verhältnis zu Grimm zu verdeutlichen.
Der Brief war bislang nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Ankauf wurde nun durch die NRW-Stiftung auf Anregung der Droste-Forschungsstelle ermöglicht mit der Auflage, ihn im Westfälischen Literaturarchiv zu verwahren.
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger betonte bei der Übergabe des Briefes dessen Bedeutung: „Annette von Droste-Hülshoff ist die bedeutendste deutsche Dichterin des 19. Jahrhunderts. Dieser Brief ist eine wertvolle Ergänzung der Bestände ihrer Handschriften im Westfälischen Literaturarchiv, wo bereits der größte Teil von Drostes literarischem Nachlass liegt. Der LWL engagiert sich mit dem Literaturarchiv, der Droste-Forschungsstelle bei der Literaturkommission für Westfalen und dem Center for Literature auf Burg Hülshoff dafür, Münster weiterhin als internationales Zentrum der Erforschung und Vermittlung der Werke und des Lebens dieser Autorin zu profilieren.“
Der Brief soll bald in digitaler Form auf dem Blog „Schätze aus dem Archiv“ der Literaturkommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert werden. Wenn es aus konservatorischer Sicht möglich ist, soll der Brief auch Teil der neuen Dauerausstellung auf Burg Hülshoff bei Havixbeck, dem Geburtsort der Dichterin, werden.
wsp