Übungstransport für Castorbehälter
Ab dem kommenden Jahr könnten 152 Castorbehälter mit Atommüll von Jülich ins Zwischenlager nach Ahaus rollen. Ein erster Probetransport mit einem leeren Castor-Behälter lief reibungslos. Jetzt ist ein zweiter Leertransport geplant. Dagegen regt sich Widerstand.
Wie das NRW-Wirtschaftsministerium mitteilte, will die Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (JEN) bei dem zweiten Probedurchlauf heute (21.11.) auch die Handhabung der Behälter für den Ernstfall erproben. Gegen die möglichen Transporte aus Jülich nach Ahaus im kommenden Jahr regt sich Widerstand. Schon vor der Ankündigung des Übungstransports hatte das „Bündnis gegen Castortransporte Jülich-Ahaus“ zu Protestaktionen aufgerufen. Die darin organisierten Initiativen befürchten, dass insgesamt 152 Straßentransporte ab 2024 rund 300.000 Kugel-Brennelemente aus dem stillgelegten Versuchsreaktor AVR in Jülich ins Zwischenlager Ahaus bringen sollen. Beim ersten Probetransport in der Nacht vom 7. auf den 8. November blieb es ruhig, teilt die Polizei Münster mit. Für den zweiten Transport in wenigen Wochen planen die Bürgerinitiativen dagegen Proteste.
Ministerium prüft beide Optionen
„Wir sind wütend darüber, dass die JEN nur auf den widersinnigen und gefährlichen Abtransport der Castoren nach Ahaus fokussiert ist,“ sagt Felix Ruwe von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“. Der Neubau eines Zwischenlagers in Jülich werde seit über 10 Jahren hintertrieben und verzögert. „Die Verantwortung für die langfristige Lagerung und Vorbereitung des Atommülls für die Endlagerung muss bei den Verursachern in Jülich verbleiben“, so Ruwe.
Ob im kommenden Jahr tatsächlich Atommülltransporte von Jülich nach Ahaus rollen, oder ob doch noch eine Lösung für ein Zwischenlager in Jülich gefunden wird, ist laut NRW-Wirtschaftminissterium offen. „Die Genehmigung von Transporten und Zwischen- oder Endlagern sowie Risikoabwägungen, Prüfungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen erfolgt auf der Bundesebene. Ich möchte klarstellen, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Entscheidung für eine der beiden Optionen getroffen wurde. Beide möglichen Optionen, der Neubau am Standort Jülich, wie auch der Transport nach Ahaus, werden parallel von der zuständigen Gesellschaft JEN vorangetrieben“, erklärt NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur.
Initiativen und Bürgermeister lehnen Transporte ab
Da es momentan aber keine Genehmigung eines entsprechenden Lagers für den Standort Jülich seitens des zuständigen Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) gebe, gelte weiterhin eine 2014 getroffene Anordnung des NRW-Wirtschaftsministeriums, teilt ein Sprecher dem WESTFALENSPIEGEL mit. Darin sei die unverzügliche Entfernung der Kernbrennstoffe aus dem Lager vorgesehen, um den weiterhin genehmigungslosen Zustand zu regeln.
Die Antiatomkraft-Initiativen sehen das anders. Sie beziehen sich auf eine Mitteilung des BASE, wonach die Erdbebengefahr als Verfahrenshindernis für den Bau eines Zwischenlagers inzwischen ausgeräumt wurde. „Es besteht also keine Eile, das Jülicher Zwischenlager zu räumen. Die Gutachten zeigen, dass eine kurzfristige Ertüchtigung des bestehenden Jülicher Castor-Lagers und eine langfristige Lagerung in einem möglichst sicheren Zwischenlager-Neubau möglich sind“, sagt Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ in Jülich. Auch der Bürgermeister der Stadt Jülich Axel Fuchs und Amtskollegin Carola Voß in Ahaus lehnen die Transporte ab.
jüb, wsp