Théodore Roussel, Lesendes Mädchen (The Reading Girl), 1886/87 Tate. Presented by Mrs Walter Herriot and Miss R. Herriot in memory of the artist 1927 Foto: Tate
08.11.2023

Unerschöpfliche Möglichkeiten

Der Akt im Wandel. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert die große Sonderausstellung „Nudes“.

Der Akt ist eines der ältesten und faszinierendsten Motive in der Kunst. Das Motiv des nackten Körpers bietet Künstlern und Künstlerinnen geradezu unerschöpfliche Möglichkeiten, die Sicht des Menschen auf sich selbst darzustellen, wie die neue Sonderausstellung „Nudes“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster jetzt zeigt. Anhand von 90 hochkarätigen Werken wird der Wandel der Aktdarstellung in der Kunst vom 19. bis ins 21. Jahrhundert beleuchtet. 

Auguste Rodin, Der Kuss (Le Baiser), 1901-1904 Tate. Purchased with assistance from the Art Fund and public contributions 1953. Foto: Tate

Auguste Rodin, Der Kuss (Le Baiser), 1901-1904 Tate. Purchased with assistance from the Art Fund and public contributions 1953. Foto: Tate

Die Mehrheit der gezeigten Werke stammt aus der Kunstsammlung Tate in London, darunter Arbeiten von Francis Bacon, Lucian Freud, Man Ray, Pablo Picasso, Edgar Degas, Marlene Dumas und Tracey Emin. Eindrucksvoller Höhepunkt ist Auguste Rodins „Der Kuss“. Die monumentale Marmorskulptur zweier innig Liebender sorgte bei ihrer ersten Präsentation 1887 für einen regelrechten Eklat, und noch 1957 galt die Darstellung der nackten Körper als zu freizügig, um sie auf einem Ausstellungsplakat zu zeigen. 

„Im Verlauf von 100 Jahren weist der künstlerische Akt eine immense Vielfalt auf“, erläutert Ausstellungskuratorin Dr. Tanja Pirsig-Marshall. War das Malen und Zeichnen nach dem lebenden Modell einst Bestandteil der künstlerischen Ausbildung an den Akademien, löst sich der Körper in der Moderne ins fast Abstrakte auf. Während der Neuen Sachlichkeit rückt der ungeschönte Körper ins Zentrum der Malerei. Arbeiten ab den 1970er Jahren thematisieren immer häufiger politische und gesellschaftliche Dimensionen wie Schönheitsideale, Geschlechtsidentitäten und Fragen nach Repräsentation und Macht. „Themen, die auch aktuell von großer gesellschaftlicher Relevanz sind“, so Tanja Pirsig-Marshall. 

Grenzüberschreitende Kulturarbeit

„Nudes“ ist – nach „Henry Moore“ (2016/17) und „Turner“ (2019/29) – bereits die dritte Ausstellung, in der das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit der Londoner „Tate“ kooperiert. „Eine Bereicherung für unser Museum“ und ein „deutliches Statement für Kulturarbeit, die Grenzen überschreitet“, macht Dr. Georg Lunemann, Direktor des LWL, deutlich. „Nudes“ steht unter der Schirmherrschaft der britischen Botschafterin in Deutschland, Jill Gallard, und wird gefördert von der Stiftung kunst hoch drei sowie der LWL-Kulturstiftung. 

Ergänzend zur Schau bietet das LWL-Museum für Kunst und Kultur ein Programm mit Führungen, Gesprächen, digitalen Angeboten sowie einem Podcast an. Die Schau endet am 14. April 2024. Weitere Informationen hier.

slu/wsp

Eine ausführliche Ausstellungsbesprechung gibt es im nächsten WESTFALENSPIEGEL-Magazin (Ausgabe 06/2023).

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