Der Lindenplatz in Unna mit dem Zentrum für Internationale Lichtkunst. Foto: Frank Vinken
08.03.2024

Unna: Zukunft für Lichtkunst ungewiss

Das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna zählt zu den renommiertesten Museen seiner Art. Nun steht es vor einer ungewissen Zukunft.

Das Zentrum gilt als das weltweit erste und einzige Museum, das sich ausschließlich auf die Präsentation von Lichtkunst spezialisiert hat. In den Kellern der ehemaligen Lindenbrauerei in Unna zeigt es Werke von Kunststars wie Olafur Eliasson, Mischa Kuball oder Rebecca Horn. Auch über die Ausstellungen hinaus hat das Haus Strahlkraft: Es ist ein zentraler Ankerpunkt der Lichtkunstregion Hellweg, kooperiert mit Hochschulen und fördert junge Kunstschaffende unter anderem durch die Verleihung des International Light Art Awards. Das Haus ist auch beim Publikum gefragt. Mit 27.000 Besuchern konnte 2023 ein neuer Rekord aufgestellt werden.

Ob und wie die Arbeit weitergeführt werden kann, ist aber ungewiss: Denn der Trägerverein des Zentrums, der seit 20 Jahren die Verantwortung für das Museum trägt, will diese an die Stadt Unna zurückgeben. „Unser Herz hängt am Lichtkunstzentrum und wir wollen uns als Verein auch weiter engagieren. Gemeinsam mit der Stadt wollen wir eine Basis für eine gute und dauerhafte Zukunft finden“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Zentrum für Internationale Lichtkunst e.V.“, Dr. Jochen Stemplewski, im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL. Aber: Die Last der Verantwortung für das Museum könne man nicht mehr stemmen. Gespräche mit der Fachwelt hätten zudem gezeigt, dass das Trägermodell, wie es derzeit in Unna praktiziert werde, für ein Museum von solcher Bedeutung nicht dauerhaft funktionieren könne, so Stemplewski.

Inhaltliche und bauliche Erweiterung

Zudem ist für den Verein klar: Die Zukunft des Museums kann nur gesichert werden, wenn es saniert und auch erweitert wird. „Das bereits vor einigen Jahren erstellte Zukunftskonzept zeigt deutlich, dass sich künstlerisch und inhaltlich etwas tun muss und wir vor allem auch mehr Platz benötigen – für Dauer- wie für Wechselausstellungen, auch für ein Depot und eine Werkstatt“, erklärt Stemplewski weiter.

Das Kunstwerk „Floater 99“ von James Turrell, Foto: Frank Vinken

Das Kunstwerk „Floater 99“ von James Turrell, Foto: Frank Vinken

Sollte bis zum vierten Quartal dieses Jahres kein erkennbarer Fortschritt für ein neues Trägerkonzept für das international renommierte Museum erkennbar sein, werde der Verein die  Verträge mit der Kreisstadt Unna mit Wirkung Ende 2025 kündigen, heißt es in einem Schreiben an Unnas Bürgermeister Dirk Wigant. Dann würde die Trägerschaft an die Stadt gehen. Die weitere Zukunft des Hauses läge in den Händen des Stadtrats.

Stadt zeigt Verständnis

Für die Stadt ist es nachvollziehbar, dass sich der Verein aus der Verantwortung zurückziehen möchte. „Das Lichtkunstzentrum ist in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen. Das ist einerseits erfreulich, weil wir damit hier in Unna eine Kultureinrichtung mit internationaler Strahlkraft haben. Andererseits kommt ein ehrenamtlicher Vereinsvorstand bei so einer Einrichtung an seine Grenzen“, sagt Sprecherin Anna Gemünd. Der Wunsch des Vereinsvorstands nach einer inhaltlichen Weiterentwicklung und vor allem der baulichen Erweiterung des Lichtkunstzentrums lässt sich allerdings nicht so einfach umsetzen. Diese Schritte seien nur mit einer Beteiligung Dritter realisierbar, so Gemünd.

Einfach Probelesen

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Schon jetzt schießt die Stadt Unna jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag in den Betrieb des Lichtkunstzentrums. Hinzu kommen noch Gelder für einzelne Projekte. Auch die Instandhaltung des Gebäudes obliegt der Stadt. Weitere Fördermittel fließen vom Kreis. Zusammen kommen so etwa 160.000 Euro Euro zusammen. Einen ähnlich hohen Betrag generiert das Museum aus Eintrittsgeldern und Vermietungen. Dennoch reicht es nicht, um die Kosten für Personal und Betrieb zu decken. „Wir arbeiten mit einem strukturellen Dezifit“, sagt Stemplewski.

Suche nach Partner für die Trägerschaft läuft

Schon seit langem versuche die Stadt gemeinsam mit dem Trägerverein, einen Partner für die Trägerschaft zu finden. „Voraussetzung für jedes Engagement von Dritten ist aber, dass Transparenz über Investitionsbedarfe besteht“, sagt Gemünd. Für eine solche Sanierungsanalyse habe der Stadtrat im Haushalt für 2024/2025 bereits Mittel bewilligt. Erste Angebote dazu sind bei der Stadt eingegangen, eine Entscheidung zur Vergabe soll in wenigen Wochen fallen.

jüb, aki, wsp

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