Unternehmen fürchten um Existenz
Die Energiekrise gefährdet die Existenz zahlreiche Unternehmen. Insolvenzen, Verlagerungen von Produktionsstätten und der Verlust von Arbeitsplätzen drohen, warnt die IHK Nord Westfalen.
„Die Nerven sind angespannt. Unternehmen fürchten um ihre Existenz“, so der Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen Dr. Fritz Jaeckel. Die Gas- und Stromkosten seien explodiert. Im Vergleich zu Unternehmen aus anderen Ländern wie Frankreich oder USA müssten deutsche Betriebe das zehn- bis zum Teil zwanzigfache für die Kilowattstunde Strom oder Gas bezahlen, erklärt Jaeckel. Die IHK fordert daher schnelle Hilfen. „Eine sofortige Entlastung für Unternehmen ist zwingend erforderlich, wenn wir den Kern der nord-westfälischen Wirtschaft erhalten wollen“, sagt Jaeckel.
Aus zahlreichen Gesprächen mit Unternehmen wisse er, „was da gerade vor allem in der energieintensiven Industrie droht“, so Jaeckel weiter. Nord-Westfalen hat eine besonders hohe Dichte an energieintensiven Industrien: Etwa ein Drittel aller 1571 Industriebetriebe im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region können diesem Bereich zugeordnet werden, darunter über 100 Hersteller von Glas, Keramik und Zement, fast 100 metallverarbeitende Betriebe sowie Hersteller von Back- und Teigwaren. Sie stellen zusammen rund 50.000 Arbeitsplätze in der Region.
Sofortmaßnahmen gefordert
Besonders hohe Arbeitsmarkt-Relevanz habe die chemische Industrie mit gut 20.000 Arbeitsplätzen, erklärt die IHK Nord Westfalen. Der Anteil der energieintensiven Industrie von gut fünf Prozent an der Gesamtbeschäftigung sei ein Beleg für die regionale Konzentration in Nord Westfalen: bundesweit liege der Anteil nur bei etwa 3,4 Prozent, heißt es weiter.
Auf der Vollversammlung in der vergangenen Woche hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) eine zehn Punkte umfassende Resolution verfasst. Den Forderungen, die darin veröffentlicht wurden, verleiht auch Jaeckel Nachdruck. So fordert der DIHK etwa alle verfügbaren Kohle- und Ölkraftwerke wieder ans Netz zu bringen oder am Netz zu lassen, solange es die Mangellage erfordere. Verfügbare Atomkraftwerke sollten zudem bis zum Ende der Krise weiter betrieben werden. „Wir müssen das Energieangebot schnell und spürbar erhöhen, um den Anstieg der Preise zu drosseln“, erklärt Jaeckel.
Weitere Forderungen aus der DIHK-Resolution lauten: Die Politik müsse eine Preisbremse für die Wirtschaft einführen, die CO2-Bepreisung aussetzen und die Strom- und Gaspreisumlagen stoppen.
jüb/wsp